Knut Hüller

Des Bäckers umwerfende Theorie vom Gleichgewicht

1. Wie die Volkswirtschaftslehre vom Himmel fiel

Dieser Artikel untersucht, welche Realitätsbezüge neoklassische Wirtschaftstheorie so stabilisieren, dass sie sich trotz innerer Widersprüche (Ortlieb 2004a) und religionsähnlicher Züge (Freeman 2006) als Wissenschaft etablieren konnte. In Freemans Terminologie ausgedrückt geht es um die Wirklichkeitswahrnehmung durch die exoterische Komponente der VWL.1 ‚Paradoxa‘ in ihrer Theorie fallen zwar immer wieder auch akademischen Ökonomen auf und manche machen daraus einen regelrechten Arbeitsschwerpunkt (vgl. Helmedag 1991). Obwohl Einzelfirma und Gesamtsystem mit demselben Begriffsapparat behandelt werden, erscheinen die Paradoxa gerade dann geballt, wenn versucht wird, beide Ebenen zu verbinden. Aber selbst dieses Ergebnis führt noch nicht einmal zu einer Systematisierung, geschweige denn zum Verwerfen nennenswerter Teile der Theorie. Die Neoklassik bestreitet weiterhin pauschal die Sinnhaftigkeit von Begriffen wie Mehrwert, Durchschnittsprofitrate und Krise und behandelt beide Ebenen mit so genannten ‚Produktionsfunktionen‘. Auf diese konzentriert sich die Untersuchung, stellvertretend für Angebots-, Nachfrage- und Nutzenfunktionen und ähnliche Konstrukte.

Die Untersuchung stützt sich weitgehend auf zwei führende Lehrbücher, den Überlegungen von Ortlieb (2004b) folgend. Zu ergänzen sind diese um zwei praktische Aspekte: die wesentlichen Ideologiekomponenten und Widersprüche stecken bereits in den Grundannahmen, und der Umgang mit diesen Widersprüchen spaltet die VWL in immer unübersichtlicherer Weise. So lernen auch Wirtschaftsstudenten als systematische Literatur vorwiegend werbeprospektartig aufgemachte Lehrbücher kennen. Deren Inhalt trägt das Seinige zur Entwissenschaftlichung bei: „Makroökonomie in moderner Form gab es gar nicht bis 1936, als John Maynard Keynes seine revolutionäre Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes publizierte.“ (S/N,5)2 Diese Passage bricht selber mit der bürgerlichen Klassik. Die Erhebung des Krisen-Ökonomen Keynes zum Propheten erklärt sich vielleicht aus der Laufbahn des Autors Samuelson3, korrekt beschrieben ist aber das kurze Gedächtnis der Disziplin, hervorgerufen durch ständiges Einströmen neuer Annahmen. Belegen lässt sich dies an J.M.K. persönlich: „In den Sechzigern beruhte so gut wie jede wirtschaftspolitische Analyse auf der keynesianischen Weltsicht. Danach haben neue Entwicklungen, welche Angebotsfaktoren, Erwartungen und neue Sichtweisen der Preis- und Lohndynamik beinhalten, den alten keynesianischen Konsens untergraben.“ (S/N, 407) Mit „Entwicklungen“ meint man neue theoretische Konstrukte („Angebotsfaktoren“) und neue „Sichtweisen“. Der Einbau ‚rationaler Erwartungen‘ in die Theorie führt als Basisannahme ein, dass sich die untersuchten Wirtschaftsobjekte so verhalten, wie die forschenden Ökonomen denken. Vergleichbare ‚naturwissenschaftliche‘ Methodik findet man in ‚Brehms Tierleben‘. Der Realitätsbezug der Lehrbuchaussage zeigt sich daher erst nach einem Blick auf den Kapitalismus der Sechziger. In dieser Phase wird die Krise chronisch und Keynes‘ praktisch orientierter Ansatz wird verdrängt durch eine Welt abstrakter Prinzipien, für deren Wirken nichts Diesseitiges verantwortlich gemacht werden kann. Wie in der Reformation wird dazu die vorhandene Offenbarung neu interpretiert: „Obwohl die Makroökonomie seit ihren ersten[!] Einsichten große Fortschritte[!] gemacht hat, bestimmen die von Keynes[!] angegangenen Themen heute noch[!] das Studium der Makroökonomie.“ (ebd.) Kein Wort aber über Keynes‘ Interventionismus oder irgendwelche anderen bewussten Handlungweisen, mit denen sich der (ökonomische) Mensch über die in der (ökonomischen) Natur waltenden Kräfte erheben könnte. Auch deshalb sind Vergleiche mit beschreibender oder gar angewandter Naturwissenschaft vollkommen fehl am Platz. Entsprechend ist die Erklärungskraft: „Wirtschaftstheorie erscheint oft wie ein endloser Vorüberzug neuer Rätsel, Probleme und Dilemmata.“ (S/N,xvii) Prägt sich hier die vom Alltagskapitalismus bekannte Kurzsichtigkeit spontan durch bis aufs höchste verfügbare intellektuelle Niveau? Oder eifert man Beschreibungen der Großen Reformation nach? „Befindet sich Gott im Unfasslichen, dann sind auch seine Gesetze, die den Weltlauf regieren oder die dem Menschen auferlegt sind, gleichermaßen uneinsichtig und unverständlich – ihre Existenz ist allenfalls zu erahnen. Durch den Brückenschlag der Vernunft unerreichbar sind sie menschlicher Erkenntnis entzogen und können so erst recht nicht durch menschliches Handeln erfüllt werden.“ (Haarmann 2005,75)

Das von ihr selbst festgestellte kurze Gedächtnis der VWL lässt erwarten, dass sie schneller als andere Wissenschaften die Verfallsprozesse des Systems nachvollziehen kann. Bis in ihre Grundannahmen sollte sie daher Details beinhalten, die einerseits aussagekräftig hinsichtlich des heutigen Kapitalismus sind und andererseits als bereits immanenter Unsinn leicht analysierbar. Der Artikel wird versuchen, diese These zu belegen.

2. Gut fühlt man sich im Wellness-Center

Was jedoch fehlt, ist eine klare Definition des ‚Gleichgewichts‘. Ins ganz moderne Buch von Mankiw wird der Begriff per Überrumpelungsverfahren eingeführt. „Was bringt Angebot und Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen ins Gleichgewicht?“ heißt es zuerst in einer Gliederung (M,43)* und danach in der zugehörigen Kapitelüberschrift (M,58). Restzweifel beim Leser werden überrollt durch weitere fettgedruckte Überschriften, jeweils beginnend mit: „Gleichgewicht in....“. (M,58/59) Danach wird der durchschnittliche Student wohl dem Prospektautor das ‚Gleichgewicht‘ als Normalzustand wirtschaftlicher Systeme abkaufen. Für eine inhaltliche Aussage muss dieser zurückgreifen auf Keynes‘ „Annahme, dass die Ökonomie im Gleichgewicht ist, wenn die aktuell getätigten Ausgaben den geplanten Ausgaben entsprechen. Diese Annahme beruht auf der Vorstellung [idea], dass die Menschen nach Realisierung ihrer Vorhaben keinen Grund haben, an ihrem Handeln etwas zu ändern.“ (M,260) Da dieselbe Annahme aber auch auf gesättigte Braunbären zutreffen dürfte, lohnt ein präzisierender Blick in das ältere Lehrbuch: „Wir finden das Marktgleichgewicht, indem wir nach dem Preis suchen, bei dem die nachgefragte Menge gleich der angebotenen Menge ist.“ (S/N,55) Das ‚Gleichgewicht‘ ist also zunächst weniger etwas reales als ein theoretisches Konstrukt. Der Mathematiker würde schnöde von der Lösung einer Gleichung sprechen: suche den Wert von x, für welchen F(x)=G(x) ist!4

Abb. 1: Mechanische Gleichgewichte

Abb.1

Differenzen und Widersprüche treiben zu Veränderungen und sind völlig unvereinbar mit Gleichgewichten. Deswegen muss „Afrika“ von vornherein aus der Theorie ausgeschlossen und der Blickwinkel auf die Badewanne verengt werden. Damit erscheint bereits die zweite Verkürzung des VWL-Gleichgewichtsbegriffs. Aber dies reicht nicht, denn die Wohlstandsinseln sind intern in Gegensätzen organisiert, von der doppelten Buchführung bis zur Politik. Dies offenbart sich vor allem in der Krise. Hier findet sich der funktionale Grund für die Ahistorizität der modernen VWL. Würde sie ihre eigene Empirie und Theorie so vollständig archivieren und nachbearbeiten wie die Physik, erreichte sie – wie letztere – noch nicht einmal ein eigenes ‚Gleichgewicht‘. Sie könnte dann das Ambiente privilegierter Weltbewohner nicht mehr wohltuend wärmen, sondern würde es stattdessen auch noch im intellektuellen Bereich stören. Zusammengefasst: Der VWL-Gleichgewichtsbegriff enthält einen ordentlichen Schuss Sehnsucht nach einer Heilen Welt – oder dem Paradies. Dorthin gelangt man nicht, indem man sich in die Luft sprengt. Man muss bereits drinnen sein und man bleibt drinnen, indem man streng objektiv zusieht, wie andere zugrundegehen. Diese sind selbst schuld daran – denn sie wissen nicht, was ‚Gleichgewichte‘ sind.

Das Vorbild des thermodynamischen Gleichgewichts ist jedoch fast so selten wie der störungsfrei funktionierende Kapitalismus. Erreichbar ist es nur nach endlicher Zeit in vollständig abgeschlossenen Systemen wie dem Universum. Diese kann man definitionsgemäß aber weder betreten noch verlassen. Ganz streng genommen kann man sie von außen noch nicht einmal beobachten und damit gar nicht erst finden. Wie die VWL solche begrifflichen Probleme bei ihren von bewussten(?) Menschen bevölkerten ‚Gleichgewichts‘systemen löst, teilt sie leider nicht mit. Sie kann es auch nicht, denn damit würde sie zugeben, dass sie eine Gesellschaftswissenschaft ist. Nur implizit kann sie der Realität Rechnung tragen, was sofort zu Widersprüchen führt. Samuelsons Forderung, „die Welt zu einem besseren Ort zu machen[!]“,6 verlangt nichts anderes als den gezielten Eingriff in die postulierten ökonomischen Gleichgewichte - auf welchen Umwegen auch immer. Er hat eben Keynes noch nicht hinreichend abschütteln können. Der unsägliche Walrassche Auktionator und die von ihm kommandierten LÄMMer (vgl. Ortlieb 2004a/2004b) karikieren treffend das passende Menschenbild zu einem Gleichgewichtsbegriff, der selbst gegenüber dem naturwissenschaftlichen mehrfach verkürzt ist. Eine Verkürzung übersieht, dass die Einstellung eines Zustands Zeit und Wechselwirkungen (=menschliche Handlungen) braucht, so dass Existenz eines Gleichgewichtspunkts noch lange nicht bedeutet, dass er jemals erreicht wird. Den uniformen weltweiten Kapitalismus gibt es bisher so wenig wie die durch Erosion nivellierte Erdkugel mit einem gleichmäßig 2km tiefen Ozean darüber. Eine zweite Verkürzung vernachlässigt, dass die Prozesse einer Gleichgewichtseinstellung häufig wichtiger sind als der Zielpunkt der Bewegung. Man erhält am Ende dieselbe Temperaturverteilung, ob man den Tankinhalt abfackelt oder damit einen Motor betreibt. Ernstzunehmende Geologen erforschen aktuelle Gebirgsbildungen statt hypothetischer Nivellierungsniveaus. Aber die VWL sieht eine zerrissene und krisengeschüttelte Welt zusammengesetzt aus dauerhaften, allenfalls sekundär gestörten ‚Gleichgewichten‘.

3. Wenn Formeln und Ideologie im gleichen Ofen gebacken werden

Die entscheidende Frage ist natürlich diejenige nach den Eigenschaften solcher Produktionsfunktionen. „Viele Produktionsfunktionen haben eine Eigenschaft, die konstanter Skalenertrag genannt wird. Eine Produktionsfunktion hat konstanten Skalenertrag, wenn eine Zunahme aller Produktionsfaktoren um einen gleichen Prozentsatz den Ausstoß um denselben Prozentsatz erhöht.“ (M,45) Formal gilt dann für beliebige Zahlen z:

Die Katastrophe beschleunigt sich, wenn man in Gl.(1) das Gleichheitszeichen durch ‚größer als‘ ersetzt. Dieser Fall heißt ‚wachsender Skalenertrag‘. Der Ausstoß bzw. Erlös wächst jetzt schneller als die Kosten. Wachsender Skalenertrag bei positivem Ergebnis ist das Ideal jedes kapitalistischen Unternehmens. Ein stabiles Gleichgewicht ergibt sich jedoch nur im exakt gegenteiligen Fall des ‚fallenden Skalenertrags‘.10 Ab einer bestimmten Betriebsgröße hält dann der Zusatzerlös dank Vergrößerung nicht mehr Schritt mit den Zusatzkosten, wodurch das Wachstum gestoppt wird. Die VWL wiederum liebt konstante Skalenerträge, was sie empirisch begründen muss. Ihre Erkenntnismethode folgt einem Muster, das dem Staats- und Wirtschaftsbürger mittlerweile bei allen seinen Problemen empfohlen wird: man frage einen Fachmann, natürlich einen objektiven.

Abb. 2: (a) wachsende, (b) konstante, (c) fallende Skalenerträge

Abb.2

Vorerst wendet die VWL unbeeindruckt den Produktionsfunktions-Formalismus weiter auf volks- wie betriebswirtschaftlicher Ebene an. Wie am Bäckerkonzern zu sehen war, kann das Modell aber auf Firmenebene nur bei fallendem Skalenertrag und bei fallenden Grenzerträgen für Kapital und Arbeit funktionieren. Damit erscheint das nächste logisch schwierige und mathematisch unlösbare Problem: wie addiert man fallende betriebliche Skalenerträge zu einem gesamtwirtschaftlich konstanten Skalenertrag? Dieses Problem betrifft nebenbei die Wachstumsideologie der VWL, denn fallender Skalenertrag beinhaltet ein Sinken der Effizienz bei Wachstum. Mehrere Widersprüche ballen sich hier zu einem Knäuel zusammen, weshalb man in volkswirtschaftlicher Literatur nach Darstellungen mühsam stöbern muss: „Weil [dieses Resultat...] eigentlich nicht sein darf, wird immer ein rechter Eiertanz darum geführt.“ (Ortlieb 2004a) Eiertanz wie Widersprüche resultieren aus der Ideologiebildung in den vorgestellten Begriffen. Zuerst wird Produktion als nackte Kapitalverwertung behandelt. In diesem Rahmen werden Menschen (L) und Dinge (K) als ‚Produktionsfaktoren‘ formal gleichgestellt; dafür werden reale Zusammenhänge unterdrückt wie z.B. die Tatsache, dass in den meisten Produktionstechniken ein optimales Verhältnis K/L, von Küchengeräten und Backpersonal, existiert. Und zuletzt wird ein falscher Anschein von Vollständigkeit des Begriffssystems erweckt. Zahllose wichtige Funktionen weisen weder fallenden noch konstanten noch steigenden Grenz- oder Skalenertrag auf, d.h. ähneln in keiner Weise den Kurven in Abb.2. Was dort u.a. fehlt, sind Funktionen mit Maxima, mit Minima, mit Sprüngen, mit Stufen, mit Schwankungen aller Art. Eine Stufe würde man z.B. beim Anwerfen des Fließbands erwarten oder bei der Eröffnung der zweiten Bäckerei. Wo erkennt man solche Vorgänge in der Abb.2? Jede Ideologie selektiert willkürlich aus der Realität. Die VWL erweitert dieses Prinzip auf ihr (mathematisches) Handwerkszeug, um drei fundamentale Widersprüche zu überdecken:

- Ein logischer Widerspruch steckt schon im Ansatz fallender betrieblicher Skalenerträge selbst. Im wirtschaftlichen Kreislauf sind die Kosten des einen die Erlöse des anderen. Auch Löhne verwandeln sich per Konsumgüternachfrage in betriebliche Erlöse. Wie ist es dann möglich, dass die betrieblichen Kosten generell proportional zur Skala wachsen, die betrieblichen Erlöse aber unterproportional? Und wie können bei Wachstum bestehende Gleichgewichte erhalten und dazu dauerhafte (womöglich wachsende!) Gewinne erzielt werden? Zumindest müssten fortlaufende strukturelle Änderungen der wirtschaftlichen Kreisläufe unterstellt werden, d.h. ständige Veränderungen im Zusammenhang von Inputs und Output. Solche Veränderungen machen aber den Begriff der Produktionsfunktion sinnlos. Diese Überlegung klärt immerhin, warum in einer Theorie der Gesamtwirtschaft keine fallenden Skalenerträge unterstellt werden können. Die Abschnitte 8.ff werden darüber hinaus zeigen, dass bei konstantem Skalenertrag im Mittel der Firmenprofit verschwinden muss, kein überraschendes Ergebnis, wenn in einem Kreislauf nur getauscht wird. Der fallende betriebliche Skalenertrag erscheint so als neuer Kunstgriff, Profit aus Tausch zu erklären.

- Ein begrifflicher Widerspruch erscheint, wenn man die Frage nach den Maßeinheiten für Inputs und Output stellt. Von Mankiw wird anfangs – wie üblich – in physischen Einheiten argumentiert: mehr Bäckergehilfen mit mehr Küchenausrüstung erzeugen mehr Brot, was durchaus plausibel ist. In der Erfolgsrechnung müssen aber Inputs und Output in Geld angegeben werden. Den geldlichen Erlös erhält man, indem der physische Ausstoß mit dem Preis multipliziert wird. Gleiche Skalengesetze in physischen und monetären Einheiten sind also nur sichergestellt, wenn alle Preise Konstanten sind. Folgerichtig unterstellt die Theorie des idealen Wettbewerbs, dass die Tätigkeit einer Firma Preise nicht beeinflussen könne. Gesamtwirtschaftlich lässt sich dies aber nicht durchhalten, weil dann jede Begründung von Gleichgewichten des Gesamtmarkts zusammenbräche. So geht man gesamtwirtschaftlich vom Gegenteil, nämlich von mengen-, d.h. skalenabhängigen Preisen aus. Gerade der gesamtwirtschaftlich unterstellte konstante Skalenertrag ist aber ein scharf definierter Grenzfall. Besteht er in physischen Einheiten, zerstört ihn die geringste Skalenabhängigkeit der Preise unweigerlich in Geldeinheiten. Dieser Begriff ist daher schon unschlüssig definiert, und erst recht fragwürdig ist, ihn ausgerechnet der Theorie der Gesamtwirtschaft zugrundezulegen. Die VWL demonstriert hier ihre Unfähigkeit, Gebrauchs- und Tauschwerte bzw. deren Kreisläufe begrifflich auseinanderzuhalten.14

- Die Verwendung unterschiedlicher Annahmen über die Mengenabhängigkeit des Preises erzeugt einen mathematischen Widerspruch. Produktionssteigerung bei einer unabhängigen Einzelfirma bewirkt unvermeidlich eine gleich große Steigerung der Gesamtproduktion und muss daher genau den gleichen Einfluss auf den Produktpreis haben. Dies ist auch für bürgerliche Ökonomen per Differentialrechnung unschwer nachvollziehbar.15 Die moderne VWL muss sich hier einmal entscheiden zwischen Mathematik und ihrer Ideologie des idealen Wettbewerbs. Ihre Entscheidung für letztere reflektiert etwas durchaus Reales, nämlich die Tatsache, dass der bürgerliche Produzent sich dem Markt ausgeliefert fühlt. Als Teil dieses Marktes kann er sich anscheinend nicht sehen. Seine unterbewusste Furcht vor den Marktgöttern sitzt so tief, dass er sie bis in den Kernbereich seines Selbstverständnisses projiziert, nämlich auf die eigenen Waren. bzw. deren wichtigste Eigenschaft. Die geringe Macht des Einzelnen wird dabei als Ohnmacht wahrgenommen und die Übermacht des Marktes – sachlich falsch – als Allmacht. In dieser Gestalt schleicht sich der Warenfetisch bis in die Grundannahmen der Neoklassik. Man wird so auf Schritt und Tritt an Inhalte erinnert, die bereits vor 150 Jahren einen prominenten Kritiker veranlassten, von ‚Vulgärökonomie‘ zu sprechen. Der heutige mathematische Apparat erlaubt deren präzisere Formulierung.

4. Das Musterunternehmen

Eine auffällige Eigenschaft der ‚typischen Firma‘ ist das Fehlen von Eigenkapital: „Die Firma verkauft ihren Ausstoß zum Preis P, stellt Arbeiter ein zum Lohn W, und leiht Kapital zum Zinssatz R. Beachte: wenn wir davon sprechen, dass Firmen Kapital aufnehmen, dann unterstellen wir, dass die Haushalte den Kapitalstock der Ökonomie besitzen. In dieser Analyse verleihen Haushalte ihr Kapital, gerade so, wie sie ihre Arbeitskraft verkaufen. Die Firma erhält beide Produktionsfaktoren von ihren Eigentümern, den Haushalten.“ (M,47) Hier wird eine Firma beschrieben, die nach klassischem Verständnis ausschließlich mit Fremdkapital arbeitet. Dieses (Leih-)Kapital ist ausgestattet mit einer natürlichen Verzinsung R, welche die Firma sowenig beeinflussen kann wie die Warenpreise. Sie behält deswegen nur dann einen eigenen Gewinnanteil übrig, wenn sie aus der eigenen Tätigkeit mit dem geliehenen Kapital eine höhere Profitrate erzielt als R. Zum entscheidenden Erfolgskriterium wird, ob sie die ‚natürliche‘ Zinsrate R schlagen kann. Somit ist der übrigbleibende Unternehmensgewinn (economic profit) gar nicht der klassische Profit, sondern vielmehr ein Extraprofit. Die Theorie beschreibt im wesentlichen die Jagd der Individuen nach Extraprofit, und zwar privilegierter Individuen in privilegierten Zentren des kapitalistischen Weltsystems. Als unveränderlicher und unzerstörbarer Hintergrund des Unternehmerspiels wird der etablierte Kapitalismus mit. ‚natürlicher‘ Kapitalrendite, sprich Durchschnittsprofitrate, vorausgesetzt. Wahrgenommen wird diese Abhängigkeit genau andersherum, denn das bürgerliche Individuum sieht sich selbst als Nabel der von seinem Standpunkt aus sichtbaren Welt: „Die letzten vier Kapitel analysieren noch umfassender das Mikroökonomische hinter[!] den makroökonomischen Erscheinungen.“ (M,xxvii) Dieses Denkmuster wiederholt sich diverse Male in der Theorie sogenannter Partialmärkte: irgendwelche Individuen (oder Gruppen, Firmen, Branchen) richten ihr Verhalten nach Kurven aus, welche unveränderliche Eigenschaften des Gesamtmarkts darstellen sollen (‚Marshall-Kreuze‘; vgl. Ortlieb 2004a). Danach behauptet man, das Verhalten des Ganzen aus den Motiven der Individuen erklärt zu haben. Verdeckt die Durchschnittsprofitrate schon die konkrete Herkunft des Mehrwerts, so verwischt die Neoklassik noch den Unterschied zwischen Eigen- und Fremdkapital, zwischen Zins und Dividende sowie zwischen Voraussetzung und Folgerung. Dies alles hält man für ideologiefrei statt inhaltsfrei.

Die Erzielung von Extraprofit ist seit jeher das vornehmliche subjektive Ziel jedes Kapitalisten, mit dem er sich uneingeschränkt identifiziert. Damit ist entdeckt, was die eigentliche Attraktivität neoklassischer Theorie ausmacht. Deswegen kann man diese aber auch schon rein logisch marxistischen und verwandten Theorien nicht frontal entgegenstellen. Die von ihr behandelte Thematik wäre in umfassendere Theorien als Bestandteil einzubauen, wenn auch nicht in der vorliegenden Form. Die neoliberale Theorie erhebt ein real vorhandenes Wunschbild des Einzelkapitals zum gesamtwirtschaftlich irrealen Postulat, dass nämlich das Kapital nicht nur verwertet werde, sondern auch noch überdurchschnittlich. Erst bei Erreichen dieser Schwelle zählt das Modell den Firmenprofit mathematisch positiv. Wie es möglich ist, dass der Regelfall den Durchschnitt überschreitet, bleibt unbeantwortet. Gesamtwirtschaftliche Überlegungen sind eben zweitrangig gegenüber dem glorifizierten individuellen Gewinnstreben. Die Zinsrate R muss deshalb wie die Preise auf mysteriöse Weise außerhalb des idealen Wettbewerbs der Firmen und Individuen zustandekommen. Vielleicht wird sie vom Heiligen Ökonomenvater in der US-Nationalbank festgesetzt? Zyniker oder Realisten würden formulieren: der perfekte Liberalismus braucht eben etwas Steuerung, so wie die reine Planwirtschaft ihre (Schwarz)märkte.

5. Ein Plan für Preis und Zins

Die zur Wachstumskatastrophe analoge Zinskatastrophe erscheint, wenn nach dem Schicksal der Firmen mit negativer Rendite (d.h.: R-x) gefragt wird. Diese müssen genauso verschwinden wie Firmen mit klassisch negativer Rendite (-x), wenn auch ohne den klassischen Firmenzusammenbruch. Sie geben ihr Kapital so einfach zurück, wie man Aktien verkauft, und sie entlassen... (usw.). Es bleiben nur Firmen übrig, welche aus eigener Tätigkeit eine Rendite R+x erzielen. Warum sollten aber die Kapitalbesitzer ihr Kapital zum Satz R verleihen statt selbst eine ‚Firma‘ aufzumachen, die R+x abwirft, beispielsweise eine Bank? Zumindest würden sie den Zinssatz R+x/2 verlangen und zunächst einige Firmen würden darauf eingehen. Hierdurch stiege die natürliche Rendite erst auf R+x/2 und dann ununterbrochen weiter. Ohne Marktgesetze lässt sich dieser Prozeß nur stoppen, indem der Aufstieg von Haushaltsmitgliedern zu Firmeninhabern untersagt und der Zinssatz überwacht wird. Die ideale (neo)liberale Firmentheorie kann also wählen zwischen der Zinskatastrophe und der Einführung eines Plan-Feudalismus.

b) Bleibt zumindest die mit fallenden Grenz- und Skalenerträgen produzierende Einzelfirma katastrophenfrei? Mankiw gibt ein höchst simples Verfahren an, wie sie ihr Profitmaximum findet. Er beginnt mit einer Definition für den Grenzertrag der Arbeit oder MPL (marginal product of labour): „MPL ist die Menge zusätzlichen Brotes, das produziert wird, wenn eine zusätzliche Einheit [unit] Arbeitskraft angeheuert wird [...]Wenn bei konstantem Kapital mehr und mehr Arbeitskraft eingesetzt wird, fällt MPL jedoch.“ (M,48) Schon wird die Wachstumsgrenze sichtbar: „Wenn die kompetitive, profitmaximierende Firma entscheiden muss, ob sie eine weitere Arbeitskraft anheuern soll, überlegt sie, wie eine solche Entscheidung den Profit beeinflusst.“ (M,49) Der immer langsamer wachsende Erlös pro zusätzlichem Arbeiter ist abzuwägen gegen die festen Zusatzkosten desselben. „Deshalb heuert der Manager solange Arbeitskräfte an, bis [...] MPL soweit fällt, dass die zusätzlichen Einnahmen gleich dem Lohn werden.“ (M,51) Nach Einstellung dieser Zahl Arbeiter, im folgenden als L0 bezeichnet, wiederholt der ‚Manager‘ das Verfahren mit dem Sachkapital. Dessen Menge K steigert er so lange, bis bei K=K0 der Einsatz einer weiteren Maschine gerade noch die dafür zu zahlenden Zinsen einbringt.18 Der bei Einsatz von (L0,K0) jetzt erzielte Gewinn G0 ist der maximal mögliche; bei weiterem Firmenwachstum begänne er wieder zu sinken. Soweit das Prinzip des Grenzkosten-Gleichgewichts, so wie es gewöhnlich dargestellt wird.19

Management ist hiernach viel einfacher, als man denkt; seine Kosten kommen im Modell gar nicht vor und vielleicht deswegen übersieht es eine Möglichkeit der Profitsteigerung, die der Bäcker (etwas abgewandelt) schon lange anwendet: Wenn die Firma den durch das Wertepaar (L0,K0) bestimmten Punkt maximalen (Profit-)Wachstums20 erreicht hat, teile man sie in zwei Firmen, die dann anfangs beide mit L0/2 Arbeitern und dem zugehörigen historischen Kapitalstock der Mutter produzieren. Nichts im Modell hindert die Schwestern, unabhängig voneinander durch denselben Optimierungsprozess wie ihre Mutter auf (L0,K0) anzuwachsen, da nach Modellvoraussetzung die Preise für Arbeit, Kapital und das Produkt nicht ‚verdorben‘ werden können. Jetzt erzielen sie zusammen den Gewinn 2°G0, jedenfalls solange sie sich nicht erneut teilen. Nur dumme Kapitalisten werden sich mit dem Gewinn G0 zufrieden geben, wenn sie durch n-malige Wiederholung dieses Vorgangs den 2n-fachen haben können. Diese Form der Wachstumskatastrophe lässt sich als Fundamentalabsurdität der neoklassischen Firmentheorie formalisieren: Wenn es ein eindeutig bestimmtes Gleichgewicht gibt, dann gibt es n Gleichgewichte. Wenn G0 der maximale Gewinn ist, dann kann auch ein Gewinn von 2n°G0 erzielt werden. Das Theorem erneuert neben der klassischen Ökonomie auch die klassische Logik und Mathematik. Samuelsons Definition der Produktionsfunktion ist sinnlos geworden, denn einen ‚maximalen Ausstoß‘ gibt es gar nicht; der Ausdruck 2n°Y potenziert sich heute noch, sofern er nicht gestorben ist. Mankiws schludrige Definition erweist sich zuletzt doch als die ‚modernere‘ Variante und weist den Weg des weiteren Fortschritts zu postmoderner Beliebigkeit.

c) Die unbegrenzte Verfügbarkeit von Kapital zur festen Rate R ermöglicht nicht nur diverse Formen des unbegrenzten Wachstums, sondern sie macht es auch sinnlos, den Firmenprofit an einer Quantität verfügbaren Kapitals zu messen. Der Grenzkostenkalkül maximiert daher nicht eine Profitrate, sondern den absoluten Profit. Dies läuft am Ende darauf hinaus, dass für eine marginale Profitsteigerung eine Menge Kapital eingesetzt wird, die nach klassischem Verständnis verschwenderisch und auch gar nicht vorhanden wäre. Der idealen Firma kann diese Wertung zwar egal sein. Warum aber wechselt sie nicht aus reinem Eigennutz zuletzt in eine Branche, wo dank anders strukturierter Produktionsfunktion bei (L0,K0) der Profit noch weiter gesteigert werden könnte, selbst ohne Verdoppelung?

Das Fehlen branchenübergreifender Kapitalverlagerung21 kann wieder nur durch unliberale Hemmnisse erklärt werden, etwa durch monopolistische Strukturen, welche die meisten Firmen mit ihrem Geschäftsfeld quasi verheiraten. Unerwartet sind wir plötzlich im realen Kapitalismus. Das eingesessene Monopol mit unbegrenzter Kapitalversorgung erinnert an nationale (neuerdings ‚europäische‘) Vorzeigekonzerne, die über Aufträge, Subvention und Protektion am Tropf des Krisenverwaltungsstaates hängen, wenn sie nicht sogar eine Historie als privatisierte Behörde mit Kostendeckungsgarantie aufweisen. Der Staat spendiert über solche Mechanismen Kapital de facto zur Rate R=0, neuerdings auch noch Arbeit zu W=1€, und ermöglicht damit die Fortsetzung der Verwertung unter schwieriger werdenden Umständen. Dass nicht Kapital sondern reale Verwertungsmöglichkeiten das eigentliche Problem des heutigen Kapitalismus sind, erfasst die neoliberale Theorie in verdrehter Form als jederzeit verfügbares Reservoir an nutzbarem Kapital und Arbeit. Ein kleiner Schuss Positivismus bringt ans Licht, was sich weiter abspielt. Die Form der Subvention wandelt sich von der einmaligen Kapitalspritze zur regelmäßigen und dann zum faktischen, nämlich vorher schon einkalkulierten Betriebskostenzuschuss, der in stets neuen Formen immer mehr Kapitalen gewährt werden muss. Die individuelle Identität der Einzelkapitale verschwimmt so langsam, ähnlich wie die AG die Persönlichkeit des industriellen Kapitalisten in Nischen zurückgedrängt hat. Für die bürgerliche Wissenschaft wird damit das Eigenkapital unsichtbar, da sie Kapital nur als abgrenzbare Quantität definiert statt als gesellschaftliches Verhältnis. Diesen blinden Fleck im Auge erhebt die Neoklassik zum wesentlichen Theoriebaustein. Das Kapitalverhältnis zieht sich in deformierter Gestalt in die BILD-Zeitung zurück: als amorphe ‚Wirtschaft‘, der alles unterzuordnen ist. Daneben fordern neoliberale Propagandisten eine Senkung der Staatsquote und die Rückkehr zur freien Bäckerwirtschaft.

Im nächsten Zerfallsschritt müsste das Kapital insgesamt für die VWL unsichtbar (=unquantifizierbar) werden, wenn nämlich seine Durchdringung der gesamten Gesellschaft die Gegenpole für qualitative Abgrenzungen verblassen lässt. Die ‚Kapitalkontroverse‘ war auf diesem Weg ein Meilenstein: „Dennoch muss die neoklassische Theorie nicht aufgegeben werden. Ausreichend[!] ist vielmehr die Aufgabe des Begriffs ‚Kapital‘ in der neoklassischen Analyse; er ist lediglich als zusammenfassende Bezeichnung der Produktionsmittelbestände im Gleichgewicht zulässig (und von daher rein nominalistisch zu interpretieren). Der Verzicht auf den Faktor ‚Kapital‘ lässt zwei Alternativen übrig [...] In beiden Fällen ist zwar ein einheitlicher Kapitalbegriff überflüssig, weil ein Transfer von (unspezifiziertem[!]) ‚Kapital‘ zwischen verschiedenen Investitionsalternativen ausgeschlossen ist; doch muss dieser Vorteil durch die Inkaufnahme nicht unbeträchtlicher Probleme teuer bezahlt werden.“ (Söllner 2001,104, Hervorhebung ders.) Bemerkenswert ist, wie die Vollendung des Kapitalismus (‚Gleichgewicht‘) Hand in Hand geht mit dem Verfall der Kapitaltheorie. Nach vollständiger Durchsetzung kapitalistischer Verhältnisse hat die politische Ökonomie wohl ihre Erkenntnisschuldigkeit getan. Die Verhältnisse können nun als gottgewollt gelten und von einer Art Theologie begleitet werden. Deren zunehmend scholastische und womöglich inquisitorische Züge (vgl. Freeman 2006) deuten erneut auf die historische Endphase hin, in der sich das System selber sieht.

Traditionell bis kritisch orientierte VWL-Strömungen suchen dagegen immer noch den verlorenen ‚Kapitalwert‘:22 „Die Vorteilhaftigkeit einer Finanzanlage wird typischerweise in der mit ihr erzielten Verzinsung gemessen und zehn Prozent sind mehr als fünf. Allerdings bezieht sich diese Rechnung auf einen fixen (Geld-)betrag, der nicht mit dem Kapitalwert in den in Rede stehenden Modellen konfundiert werden sollte [...] Der Kapitalwert in den Modellen linearer Einzelproduktion kann schon deswegen nicht als ‚gegeben‘ betrachtet werden, weil dort Bestandsgrößen überhaupt nicht auftreten: Der Kapitalwert entspricht den verteilungsabhängigen (variablen) Stückkosten. Was taugt aber die Profitrate als Gewinnindikator, wenn sie fällt, obwohl gleichzeitig ein Sektorengewinn absolut steigt? Es wird die Aufgabe weiterer Forschungen sein, diesem Phänomen auf den Grund zu gehen.“ (Helmedag 1991, Hervorhebungen ders.) Hier verschwimmen Investition und Kosten wie in der Alltagssprache, wo Privatpersonen in Konsumgüter ‚investieren‘, statt diese einfach zu kaufen. Parallel beginnt eine Umwertung der Produktionssphäre, die sich als auf dem Kopf stehende Kritik der abstrakten Arbeit deuten lässt – sofern man der VWL solches zutrauen will. Die Geldvermehrung ohne Arbeit per Zins erscheint einfach und klar, der Profit aus materieller Produktion dagegen diffizil und mysteriös. In ebenso verdrehter Weise wird unterstellt, dass der Finanzier den prozentualen Normalprofit auf real vorhandenes Kapital einstreicht, der Industrielle dagegen Profite, die an keinen ‚Kapitalwert‘ mehr gebunden seien. Der Finanzier rückt so in die Rolle des maßvollen, guten Unternehmers, und der Industrielle erwirbt Züge des Heuschrecken-Zerrbilds. ‚Weitere Forschungen‘ sollten sich auch damit befassen, warum die systeminterne Schwerpunktverschiebung hin zum „Neuen Finanzkapital“ (Kurz 2005) in dieser verqueren Form verarbeitet wird!

6. ‚Einmal hin, einmal her, rundherum das ist nicht schwer‘

Damit ist ein weiterer Zins/Kapital-Zirkel entdeckt, vgl. hierzu Abschnitt 3. Das Reden vom Zirkelschluss war allerdings voreilig. Ein solcher Zirkel ist nur in der reinen Logik unsinnig und wenn man deren Regeln auf die Realität überträgt, wenn also z.B. eine instantane Anpassung realer Größen aneinander gefordert oder die Lage eines finalen Gleichgewichts mit dem Zirkel ‚erklärt‘ wird. Es gibt reale zirkuläre Systeme, die in definierter Weise funktionieren können. Die Technik nennt solche Systeme Regelkreise und sie werden im folgenden als Analogie dienen. Zum Beispiel:

- Die Heizleistung bestimmt die Raumtemperatur.

- Die Raumtemperatur erzeugt im Thermostat eine elektrische Spannung.

- Die Spannung stellt ein Ventil ein.

- Das Ventil begrenzt die Heizleistung.

Ein Internetskript der Schweizer Universität Fribourg beschreibt ökonomische Theorien, denen nur eine kleine Ergänzung fehlt, um sie in ein Lehrbuch über Regelungstechnik verpflanzen zu können. Das Skript behandelt die „vier Autoren, die die neoklassische – marginalistische – Revolution zustande gebracht haben: Jevons, Walras, Menger und Marshall. [...Der Werttheorie Ricardos...] stellt Jevons eine subjektive Werttheorie gegenüber, die er in einer berühmten – aber nicht eindeutigen – Formel zusammengefasst hat:

-A bestimmt B

-B bestimmt C

-C bestimmt D

-D bestimmt A

„Alfred Marshall betrachtet in seiner Partialanalyse einen Markt, auf dem der Preis durch Angebot und Nachfrage bestimmt wird. Dabei sind die Zeiträume, in denen ein Gleichgewicht zustande kommt, jeweils verschieden. So ergibt sich bei Marshall ein momentanes, kurzfristiges und langfristiges Gleichgewicht. Beim momentanen Gleichgewicht ist das Angebot gegeben, und die Nachfrage bestimmt den Preis; beim kurzfristigen bestimmen Angebot und Nachfrage den Preis; in der langfristigen Betrachtung bestimmen die Produktionskosten den Preis und die Nachfrage die Menge.“ (ebd. S.5, Hervorhebung im Original) Dieses Beispiel demonstriert typische Züge vieler ökonomischer Theoriegebäude. Nach dem Aufbrechen des Wirkungszirkels zerreißt die Betrachtung nur eines Marktes weitere Zusammenhänge. So lassen sich die im Gesamtmodell vorhandenen Widersprüche bändigen. In das herausgebrochene Stück werden einige realistische Annahmen eingebaut, hier beschränkte Zeit- und Markteffekte. Das Resultat ist halb noch neoliberal, halb plausibel und halb schon wieder klassisch (vgl. den letzten Satz des Zitats). Es interessiert nur das Endergebnis. Dort wird mit der größten Selbstverständlichkeit unterschoben, dass die Bewegung der fünf gekoppelten Größen erstens begrenzt und zweitens von genau(!) drei Zeitskalen (Schwingungsfrequenzen) dominiert sei. Mit dem Problem, ob bzw. wann dies gilt, könnte man allerdings mehrere Physikinstitute langfristig beschäftigen.25 Es gehört zum System moderner Ökonomie zu übersehen, dass wesentliche Inhalte und Schwierigkeiten häufig in scheinbar peripheren Nebenbedingungen stecken. Kleine Veränderungen können großen Einfluss ausüben und z.B. bewirken, dass sogar die simple Pendeluhr dauerhaft ihren Gleichgewichtszustand einnimmt. Sie gilt dann als – kaputt!

Ohne nachträglichen Einbau (verkürzter) realistischer Elemente in die Neoklassik26 ergeben sich – dann wirklich unsinnige – Zirkel-Kurzschlüsse bzw. die theoretischen Katastrophen des Abschnitts 5.. Dem Neoliberalismus bleibt aber mit oder ohne Teilrevision seiner Extrempositionen die Krise erhalten. In der Form des Reservoirs an unbeschäftigem Kapital und unbeschäftigter Arbeit setzt das Modell die chronische reale Krise bereits als Ausgangspunkt voraus. Es bringt daher bei konsequentem Durchdenken in jeder möglichen Variante wieder Krisen und Katastrophen hervor und genauso kontinuierlich immer wieder neue Widersprüche zum eigenen Gleichgewichtspostulat.27

7. Wo es noch Verluste gibt

Analog ist ein Start mit kleinem Kapital unmöglich, wenn schon ein Arbeiter eingestellt ist. Dieses Huhn-und-Ei-Problem kann (wenn überhaupt!) nur so gelöst werden, dass eine Korrelation zwischen Arbeits- und Kapitalmenge eingeführt wird und beide zueinander passend ansteigen. Der Bäcker-Weltkonzern sicherte dies durch die Gleichartigkeit seiner Filialen. Damit sind aber die beiden Variablen L und K nicht mehr unabhängig voneinander und sämtliche später darauf aufgebauten mathematischen Schlüsse fallen in sich zusammen.

Abb. 3: Gewinn- und Verlustzonen

Abb.3

So widerlegt die bloße Existenz des Kapitalismus die Theorien seiner heutigen Rechtfertiger. Die neoklassische Theorie ist eine Ideologie des heutigen entwickelten Kapitalismus, die längst seine funktionalen Grundlagen und historischen Anfänge vergessen hat. Dagegen hilft auch nicht die Tarnung im Lehrbuch als Schöpfungsgeschichte (vulgär: Tellerwäscherkarriere).

Beide untersuchten Lehrbücher vermeiden konsequent die Angabe betrieblicher Produktionsfunktionen in Formeln. Samuelson/Nordhaus erläutern die Findung des betrieblichen Produktions-Gleichgewichts zwar Schritt für Schritt anhand einer Profittabelle, verraten aber nicht, wie diese zustande kam. (S/N,110) Andernorts ist eine Beispiels-Produktionsfunktion für K- und L-Werte von 1 bis 6 tabelliert (S/N,142), wieder ohne Angabe einer Berechnungsformel oder anderer Prinzipien. Ein neuer Fall von Glauben statt Wissen. Zumindest wissen wir jetzt, warum geglaubt werden muss: da ausschließlich positive Profite tabelliert sind, war vielleicht auf die Eile keine „well behaved“ Produktionsfunktion zu finden, aus der sich eine passende Tabelle berechnen ließ? Leider sind damit auch uns weitere Forschungen auf diesem Gebiet unmöglich gemacht und wir können uns nur noch mit der in Abschnitt 5b dargestellten Methode zur Findung des Profitmaximums befassen. Am bester vergleicht man sie mit einschlägigen Methoden realer Mathematik. Weltweit arbeiten hunderte Lehrstühle an Optimierungsproblemen. Trotzdem gibt es keine festen Regeln, wie man absolute Maxima nichtlinearer Funktionen wie G(L,K) findet. Daher betreibt der Mathematiker nichtlineare Optimierung eher wie ein Geograph, der das unbekannte L/K-Land kartieren soll. Der Geograph wird sich durch Luftbilder eine grobe Vorstellung vom Profitgebirge verschaffen und danach von sinnvoll ausgewählten Stellen Detailvermessungen ausführen lassen. Der Mathematiker benutzt für beide Schritte Computerprogramme und arbeitet sich unter Einsatz von (wenigen) Grundregeln, Erfahrung und Intuition ins Detail vor. Beiden kann es durchaus passieren, dass sie den höchsten Gipfel trotz aller Mühe übersehen. Das VWL-Studenten vorgesetzte Verfahren entspricht dagegen folgender Anweisung an den (einzigen) Vermessungstrupp: ‚Geht in Richtung Norden, solange das Gelände ansteigt. Wenn es nicht mehr ansteigt, wendet euch nach Osten und zwar wieder genau so lange, wie es aufwärts geht. Dann setzt euch hin und ruft: Heureka, wir haben den höchsten Gipfel gefunden‘. Dieser Anspruch ist im wahrsten Sinne des Wortes vermessen. Gefunden wird so nach dem Zufallsprinzip allenfalls irgendein Hügelkamm. Dieses ‚Optimierungs‘verfahren gehört nicht in ein Uni-Lehrbuch, sondern in einen didaktischen Fachaufsatz und zwar als Negativbeispiel. Die Forderung nach ‚well behaved‘ Funktionen ist der Versuch, eine Landschaft zu konstruieren, in der diese Suchmethode wenigstens nicht sofort als unsinnig auffällt. Leider wurde übersehen, dass die Bauarbeiten wichtige Landesteile überfluten.

8. Der Kapitalismus als Nullsumme

  1. Die betrieblichen Produktionsfunktionen mit fallendem Skalenertrag addieren sich zu einer Funktion, die einen gesamtwirtschaftlich konstanten Skalenertrag beinhaltet.
  2. Es existiert eine Produktionsfunktion Y mit konstantem Skalenertrag für den gesamtwirtschaftlichen Ausstoß, deren Zusammenhang mit betrieblichen Funktionen noch zu klären ist.
  3. Die Theorie der Einzelfirmen unter Annahme fallender Skalenerträge ist als falsch zu verwerfen und auf Basis konstanten Skalenertrags eine neue auszuarbeiten.
  4. Vorübergehend werden alle betrieblichen Produktionsfunktionen von fallendem auf konstanten Skalenertrag umgestellt.

Funktionen Y, welche die Bedingung der Gl.(1) erfüllen, lassen sich nach einem Theorem von Leonhard Euler durch ihre Grenzerträge (mathematisch: ‚partiellen Ableitungen‘) ausdrücken:

Wir können mit dem erneut erweiterten Verständnis für die Herkunft von Paradoxa zur Theorie der Industrie zurückkehren. Diese ist nach Vervollkommnung des Kapitalismus in ihrer wichtigsten Kenngröße, dem Gesamtprofit, per Definition statisch, d.h. zeitlich unendlich und unveränderlich. Nur die Firma als Kind dieser Unendlichkeit kennt einen Anfang, jedoch kein zwingendes Ende. Die Frage nach der Verträglichkeit von Ewigkeit und Profitzahl 0 kann der Theologischen Ökonomie überlassen bleiben, da für den Nullprofit eine genügende Anzahl diesseitiger Erklärungen vorliegt. Stattdessen überlegen wir, wie instabil jede Theorie auf solcher Basis sein muss. Es hatte sich bereits in Abschnitt 3 gezeigt, dass geringste Abweichungen vom Grenzfall des konstanten Skalenertrags entweder eine Wachstumskatastrophe oder eine unüberwindliche Wachstumsschranke erzeugen. Genauso präzise ist der exakte Ausgleich von Kosten und Erlösen (economic profit=0) einzuhalten. Die kleinste positive Abweichung des Gewinns von 0 lassen Bäckerei bzw. Volkswirtschaft explodieren, die kleinste negative Abweichung führt zum Kollaps. Alle Theorien der Gesamtwirtschaft ruhen so auf dem Fundament zweier übereinandergestapelter labiler Gleichgewichte.30 Verwendet man Voraussetzungen dieser Art, so sollten sie zumindest sehr stichhaltig begründet werden. Darum kümmert sich die VWL aber wenig und liest stattdessen aus der Gl.(5) ab, wie W und R zu gestalten sind, um das Paradox negativer Profitzonen durch das (schwächere?) Paradox des generellen Nullprofits zu ersetzen. Das Ergebnis wird von ihr elegant interpretiert: „Jedem Produktionsfaktor wird sein Grenzprodukt aus dem Produktionsprozess gezahlt.“ (M,51) In Formeln:

Vermutlich wird jeder Beweisführung ohnehin die Grundlage entzogen durch weitere Paradoxa, auf die sogar das Lehrbuch aufmerksam macht. Ableitung und elegante Interpretation der Gl.(6a/b) setzen nämlich voraus, dass der gesamtwirtschaftliche economic profit 0 ist. Dieser beinhaltet die Summe aller Firmenprofite, die im Grenzkostengleichgewicht einzeln als positiv nachgewiesen worden waren. Wie kann eine Summe positiver Zahlen Null sein? Dieses Ergebnis findet sogar der Volkswirtschaftler „überraschend“ (M,52). Allerdings stört ihn weniger der Widerspruch in seiner Theorie als die gehemmte Geldvermehrung, da jetzt, zumindest im Mittel, „der Firmengewinn 0 sein muss“ (ebd.). Warum gibt es dann überhaupt noch Unternehmer? Mit nobelpreisreifer Logik konstruiert die VWL zu ihren widersprüchlichen Ergebnissen die erforderlichen widersprüchlichen Voraussetzungen: „Wir hatten angenommen, dass es drei agierende Gruppen gibt: Arbeiter, Kapitalbesitzer und Firmeninhaber. Das gesamte Einkommen wird aufgeteilt auf Löhne, Kapitaleinkünfte und Firmengewinne. In der realen Welt aber besitzen die meisten Firmen das von ihnen eingesetzte Kapital, statt dass sie es leihen.“ (M,52) Als Nothelfer wird hier das Eigenkapital in die Theorie zurückgeholt, was das Modell aber nur an anderer Stelle ins Rutschen bringt. Es wird ja nun unterstellt, dass ein relevanter Anteil eingesetzten Kapitals gar nicht zur Rate R geliehen ist und eine entsprechende Zahl Firmen daher straflos das grenzkostenbestimmte Gleichgewicht verletzen kann. Mit dem Niederreißen der Barriere zwischen Industrie- und Finanzsektor wird faktisch die Durchschnittsprofitrate geopfert und es erscheint ein neues Zinsparadox: Warum verleihen eigenkapitalbesitzende Firmen mit niedriger Rendite R-x ihr Kapital nicht zur höheren Rendite R an eigenkapitallose Firmen? Weil diese R-x/2 anbieten und damit die Katastrophe eines Zins-Zusammenbruchs einleiten würden?

Die Einführung von Eigenkapital verweist auf ein bisher übergangenes Kapital-Paradox, indem sie dieses elegant umpolt. Solange die Firmen im Schnitt profitabel waren, stellte sich die Frage, welcher Mechanismus die Akkumulation von Eigenkapital bei ihnen verhindert hat. Diese Frage stellt sich nicht mehr bei Eigen-Ergebnissen von +/-0. Dafür stellt sich die neue Frage, wie das nun unterstellte Eigenkapital entstanden ist. Wir wissen soviel: einige Firmen haben sich entgegen neoklassischen Planansätzen eine Bank angegliedert. Dieses Phänomen ist real; der Spott über die ‚Siemensbank mit angegliedertem Elektrogeschäft‘ gelangt bis in die Börsensendungen. Bei konsequenter Auswertung der eigenen Theorie käme die Neoklassik zu interessanten weiteren Schlussfolgerungen. In ihrem Modell der idealen Konkurrenz konkurrieren die Firmen nicht untereinander, sondern gegen die Zinsrate. Die Vermischung von Finanz- und Industriesektor untergräbt daher die Konkurrenz, die gefeierte Grundlage der noch mehr gefeierten Effizienz. Während externe Kritiker Natur- und Gesellschaftszerstörung im entwickelten Kapitalismus anprangern, leistet die Neoklassik das ihr Mögliche und beschreibt den Autokannibalismus an seinen historischen Erfolgsprinzipien. Erstaunlicherweise bleibt dies unbeachtet, obwohl unsere Gesellschaft noch durchtränkt ist mit der ostwärts gerichteten Propaganda, dass vor allem Mangel an Konkurrenz korrupte Verhaltensweisen und wuchernde bürokratische Apparate erzeuge. Bestimmte Vorgänge bei VW oder das Hartz-IV-Desaster hätten sich so unschwer vorhersagen lassen. Vielleicht steckt sogar in der fast vergessenen Konvergenztheorie ein realer Kern, der erst erscheint, wenn man sie um 180 Grad dreht: einmal ganz seinen eigenen Gesetzmäßigkeiten überlassen geht das westliche System langsam den Weg, den das östliche vorgezeichnet hat.

9. Die Nullsummentheorie

Genausogut wäre es möglich, in einer Dienstleistungsgesellschaft die Konsumgüter als Lohn auszudrücken (auf diese Idee sind bisher weit weniger Ökonomen gekommen). Kann man also die Theorie in diesem Sinne vereinfachen und womöglich von Beginn an mit einer einzigen Variablen auskommen – egal ob L oder K? In Abschnitt wurde schon bemerkt, dass die Theorie der ‚Produktionsfaktoren‘ Kapital und Arbeit formal identisch ist mit einer Theorie, die stattdessen mit zwei (oder auch mehr) Kapitalgütern rechnet. Reduziert man deren Anzahl auf das einzige „Supergut“, so müssen sowohl ‚Erlös‘ (Produktion) als auch ‚Kosten‘ (Verbrauch) proportional zu dessen Menge sein. Einheiten sind im Ein-Produkt-System nicht relevant. Gl.(5) nimmt dann eine von zwei alternativ wählbaren Formen an, die vermutlich die maximal mögliche Vereinfachung moderner ökonomischer Theorie darstellen:

Weniger gut gelungen ist leider der Nachweis, dass alle Unternehmen überdurchschnittlichen Profit erzielen können. Am leichtesten noch gelingt der überdurchschnittliche Profit, wenn die anderen Kapitalisten unfähig sind. Steckt womöglich diese Philosophie hinter den Begriffsbildungen vom fallenden Grenz- und Skalenertrag? So bieten sich auch hier noch reichlich Forschungsthemen. Aber Fallstricke lauern überall. Denn wenn wir auch nicht viel über Wirtschaft gelernt haben, dann doch etwas über Wirtschaftstheorie: diese befindet sich ohne jeden Zweifel in einem Gleichgewicht und zwar in einem labilen, das schon gestört ist. Der kleinste Stoß aus der Realität bringt die Kugel wieder in Bewegung, obwohl ein ganzes akademisches Fach immer verzweifelter daran arbeitet, sie oben zu halten. Könnte es womöglich sein, dass eine aufgeklärte Theorie des Kapitalismus so unmöglich ist wie die nackte Verwertungsgesellschaft selbst? Selbst das Wort Neo-Liberalismus bringt ja sprachlich zum Ausdruck, dass etwas ignoriert werden soll, nämlich alle Zwänge aus dem Selbstzweck der Verwertung. So kann es nicht verwundern, wenn gerade die Wirtschaftstheorie an der Spitze des Verfalls marschiert, und Projekten ‚weiterer Forschungen‘ kann man schon jetzt das Scheitern vorhersagen. Sie werden nur dieselben Widersprüche in neue Formeln verpacken. Diese aber können sich auf gesichertes quantitatives Wachstum freuen, weil die zu beschreibenden und zugleich zu beschönigenden Zustände ständig unhaltbarer werden. Vielleicht scheitert der Kapitalismus eines Tages auch daran, dass sich nicht mehr genügend Intelligenz finden lässt, um ihn zu rechtfertigen?