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25.5. in Dresden: Roswitha Scholz - Klassenpolitik und Identitätspolitik. Eine Kritik


Roswitha Scholz: Klassenpolitik und Identitätspolitik. Eine Kritik - 25.05.22, 19 Uhr, Dresden, im Palais Palett (Meschwitzstr. 9)

In der sog. Postmoderne werden Flexi-Zwangs-Identitäten (Stichwort: unternehmerisches Selbst), die über traditionelle Rollen hinausgehen, gefordert; von U. Beck wurde dieser Prozess beschönigend als Individualierung beschrieben bzw. sogar gefeiert. Dekonstruktivistische Konzepte, wie das von J. Butler passten gut in diese Entwicklung. Ebenso kam es in den letzten Jahrzehnten zu Migrationsbewegungen, ausgelöst durch Globalisierungsprozesse, (Bürger-)Kriege und massiven Verelendungsprozessen in der sog. Dritten Welt. Damit einher ging eine Kulturalisierung des Sozialen, auf die im Fortgang der Krise spätestens seit 2008 eine Wiederbelebung des Materialismus und des Klassenbegriffs folgte. Als gesellschaftliche Widerspruchskonstellation stehen sich so eine neue Klassenpolitik und eine Identitätspolitik (wobei der Begriff sehr unscharf verwendet wird) gegenüber. Dabei ist häufig ein Rückfall in einen kruden Traditionsmarxismus und eine personalisierende Kapitalismuskritik zu verzeichnen, die m. E. einem strukturellen Antisemtismus zuarbeiten. Damit einhergehend machen sich immer mehr eine Praxishypostasierung und Theoriefeindlichkeit breit. M.E. wäre jedoch in der hiesigen Theorielandschaft auf ein übergreifendes Denken und ein Totalitätsverständnis zu pochen, das die Formbestimmung, den Fetischismus und ein fragmentiertes Ganzes im Sinne der Wert-Abspaltungs-Kritik, jenseits eines personalisierenden Kapitalismusverständnisses ins Zentrum stellt. Es gilt so einem Abstraktionstabu sowohl im Kontext von Identitätspolitiken als auch einer vulgärmarxistischen Klassenpolitik zu begegnen; beide bedingen sich gegenseitig. Stattdessen ist die Spannung zwischen Begriff und Differenzierung auszuhalten, ohne die kein neuer, dringend benötigter Universalismus (auch in der Praxis) zu haben sein dürfte. Dabei soll in dem Vortrag auch die Verfasstheit des heutigen Subjekts in der Verfallsphase des Kapitalismus thematisiert werden.




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