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Gruppe Fetischkritik Karlsruhe: Das Virus - Kritik der politischen Pandemie


Das Virus

Kritik der politischen Pandemie

Gruppe Fetischkritik Karlsruhe

Zur Aktualität

Nichts zog und zieht die weltweite Aufmerksamkeit in den letzten Monaten mehr in ihren Bann und hatte zugleich für das Alltagsleben einer Vielzahl von Menschen weltweit einschneidendere Konsequenzen als die pandemische Ausbreitung des Coronavirus. Die weltweit von zahlreichen Staaten veranlassten Einschränkungsmaßnahmen, der sogenannte „Lock down“, und insbesondere die gleich zu erörternden Quarantänemaßnahmen in u.a. Wuhan, anderen chinesischen Regionen und Neuseeland hatten durchaus Wirkung. Die Anzahl der Neuinfizierten stagnierte zunächst und reduzierte sich im Verlauf deutlich. Die Maßnahmen in China und später in Neuseeland bewirkten offensichtlich eine (temporäre) Eliminierung des Virus. In der Folge wurden in den meisten Ländern die Maßnahmen gelockert und ergänzt um beispielsweise sogenannte Coronainfektions-Warn-Apps. Letztlich fokussiert die allgemeine Hoffnung auf die Entwicklung eines Impfstoffs, in dessen Zusammenhang auch die Notwendigkeit einer Herdenimmunität diskutiert wird. Inwiefern sich diese Maßnahmen im Einzelnen bewährt oder die in sie gesetzten Hoffnungen sich als unzulänglich erwiesen haben bzw. erweisen werden, ist wesentlicher Gegenstand dieses Essays. Nach einer kurzen Darstellung größerer historischer Pandemien und des Verlaufs der aktuellen Sars-CoV-2 Pandemie kommen grundsätzliche, infektionsspezifisch medizinische Erkenntnisse zur Darstellung. Daraus abzuleitende Maßnahmen werden auf ihren grundsätzlichen Nutzen hinsichtlich einer Pandemieeindämmung im Allgemeinen und der Coronapandemie im Speziellen diskutiert und abschließend diese Maßnahmen hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit mit den gesellschaftlichen Möglichkeiten und den weltgesellschaftlichen Realitäten abgeglichen. Denn die Pandemie ist in vielerlei Hinsicht eine gesellschaftlich verursachte und propagierte. Allein der Umstand der Pandemieentwicklung, also der misslungenen Eindämmung der Infektionsausbreitung, findet seine Ursachen in weltweit mangelnder Vorbereitung auf solche Ereignisse und weltweit verbreitet interessengeleiteter Ignoranz. Diese Pandemie war nicht die erste und wird wohl nicht die letzte sein. Wohl nicht die letzte sein deshalb, weil bedauerlicherweise unter den aktuellen weltgesell­schaftlichen Verhältnissen auch zukünftig nicht von einem adäquaten weltweit koordinierten Vorgehen auszugehen ist. Umgekehrt gilt: Grundsätzlich ist eine Pandemie mit adäquaten gesell­schaft­lichen Maßnahmen durchaus eingrenz- und somit vermeidbar. Beginnen wir mit einem kurzen Abriss historischer Pandemien.

Historischer Abriss der Pandemien

Wie angedeutet und allgemein bekannt ist die aktuelle, mittlerweile längst zur weltumspannenden Pandemie gewordene Sars-CoV-2 Erkrankung, wie sie offiziell heißt, ganz und gar nicht die erste ihrer Art und glücklicherweise auch nicht die bedrohlichste. Ob sie als die letzte pandemische Infektionskrankheit in die Geschichte eingehen wird, hängt weitestgehend ab von den zukünftigen gesellschaftlichen Verhältnissen. Betrachten wir einige der großen historischen Pandemien:

Als Auslöser einer Pandemie kommen also Mikroorganismen sowohl aus der Klasse der Bakterien wie der Pesterreger Yersinia pestis als auch und insbesondere aus der Klasse der Viren in Frage. In den letzten Dezennien gaben insbesondere die Influenzaviren Anlass für größere Pandemien. Erreger dieser Pandemien waren Influenzaviren des Subtyps A. Andere Subtypen dieser Virengattung sind (bislang) nicht humanpathogen. Die in obiger Auflistung erscheinenden Buchstaben-/Zahlenkombinationen beziehen sich auf die Einteilung der Influenzaviren des Subtyps A nach deren antigenen Oberflächenmoleküle Hämagglutinin (H) und Neuraminidase (N). Derartige Moleküle, lokalisiert auf der Virushülle, ermöglichen einerseits die labortechnische Virusidentifikation, zugleich aber die Viruserkennung seitens des Immunsystems des Wirtsorganismus. Hinsichtlich ihrer biologischen Funktion ermöglichen sie dem Virus u.a. das Andocken und Eindringen in bestimmte Wirtszellen. Ausführlicher dazu im übernächsten Kapitel.

Kurze Geschichte des Sars-CoV-2

Die Entwicklung in China

Dezember 2019

Ab dem 17. November 2019 wurden in der chinesischen Provinz Wuhan täglich zwischen einem und fünf Fälle einer neuartigen Lungenerkrankung gemeldet, bei welcher kein bislang nachweisbarer Erreger diagnostiziert werden konnte. Die Gesamtzahl der Infektionen lag bis zum 15. Dezember bei 27. Am 20. Dezember wurden 60 Fälle bestätigt. Am 27. Dezember teilte Zhang Jixian, eine Ärztin des Krankenhauses der Nachbarprovinz Hubei den lokalen Gesundheitsbehörden mit, dass die Krankheit durch ein neues Corona Virus verursacht wurde. Zu diesem Zeitpunkt waren mehr als 180 Menschen infiziert. Am 28. und 29. Dezember kamen drei weitere Patienten in die Klinik der Ärztin. Das Krankenhaus informierte die Gesundheitskommissionen der Provinz Hubei und der Gemeinde. Die Gesundheits­kommissionen beauftragten Wuhan und Jianghan sowie das Jinyintan-Krankenhaus, am 29. Dezember epidemiologische Untersuchungen für sieben Patienten durchzuführen. Sechs von ihnen wurden nach Jinyintan verlegt, in eine Facheinrichtung für Infektionskrankheiten. Ein Patient lehnte die Verlegung ab. Am Abend des 30. Dezember wurden von der städtischen Gesundheitskommission von Wuhan Mitteilungen ins Internet gestellt, die alle Krankenhäuser in Wuhan aufforderten, jeden Lungenentzündungspatienten mit unbekannter Ursache, der auf dem Fischmarkt in Wuhan gewesen war, zu melden. Die Wuhaner Gesundheitskommission äußerte in einem Interview, dass die Untersuchung nicht abgeschlossen sei und die Experten von der Nationalen Gesundheitskommission auf dem Weg seien, die Untersuchung zu unterstützen. Die lokale Gesundheitsbehörde war spätestens am 27. Dezember über den Befund eines SARS-ähnlichen Erregers informiert. China hatte nach den Erfahrungen der SARS-Pandemie ein Frühwarnsystem eingeführt, das sicherstellen sollte, dass Seuchen­informationen unabhängig von politischen Erwägungen unverzüglich an das Chinesische Zentrum für Krankheitskontrolle und -prävention in Beijing weitergeleitet werden. Im Fall des neuartigen Corona Virus geschah dies aber nicht sofort. Am 30. Dezember warnte der Arzt Li Wenliang innerhalb einer WeChat-Gruppe mit Kollegen angesichts einer ungewöhnlichen Häufung von Lungenentzündungen (Pneumonien) im örtlichen Krankenhaus in Wuhan vor einem Virus, von dem er zu diesem Zeitpunkt ausging, dass es das schwere akute Atemwegssyndrom (SARS) verursache. Nachdem sich die Warnung von Li und seinen Kollegen im Internet verbreitet hatte, wurden er und weitere seiner Kollegen von der örtlichen Polizei vorgeladen. Sie wurden beschuldigt, „unwahre Behauptungen gemacht“ zu haben. Am 1. Januar 2020 berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua über die angeblichen „Falschmeldungen“ der Ärzte und bekräftigte, dass es keine Anzeichen für eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung der neuen Erkrankung gebe. Li Wenliang, als behandelnder Arzt einer erheblichen Viruslast ausgesetzt starb am 7. Februar 2020 mit 33 Jahren an der neuen SARS-Erkrankung. Die Ärzte hatten aus eigener Initiative weiter an den offiziellen Kanälen vorbei Patientenproben an Analyselabors geschickt, um auf eigene Faust der Erkrankungsursache nachzugehen. Sie wurden Ende Januar vom Obersten Volksgerichtshof rehabilitiert. Der chinesischen Regierung wird diesbezüglich vorgeworfen, den Ausbruch der Krankheit zunächst verkannt und damit überhaupt erst deren schnelle Ausbreitung ermöglicht zu haben. Die Kritik an der chinesischen Informationspolitik im Dezember 2019, als die ersten Krankheitsfälle auftraten, ist grundsätz­lich berechtigt. Die Antwort auf die Frage, ab welchen Fallzahlen, ab welcher Entwicklungsdynamik droht eine epidemische Eskalation und welche damit zusammenhängenden durchaus einschneidenden Maßnahmen sind zu ergreifen, unterliegt zweifelsohne subjektiven Einflüssen und somit Fehlermöglichkeiten. Wann immer (neuartige) Krankheitsphänomene, die auf eine Infektion hinweisen, auftreten, besteht potentiell die Gefahr epidemischer Ausbreitung. Erst ab einem bestimmten Zeitpunkt allerdings ist der Modus der Krankheitsausbreitung überhaupt erkennbar und lässt sich somit der Verdacht auf eine möglicherweise drohende Epi- oder Pandemie äußern. Wie gingen die chinesischen Behörden in der Folge vor? Nach Identifizierung des neuen Virusstamms am 7. Januar 2020 wurde sofort die WHO und damit sämtliche Mitgliedsstaaten informiert. Ab diesem Zeitpunkt und spätestens mit den am 23. Januar in China ergriffenen drastischen Maßnahmen (weitgehende Unterbindung von Reiseaktivitäten kurz vor dem chinesischen Neujahrsfest, gezielte Quarantäne der betroffenen Provinzen, insbesondere der Provinz Wuhan) kann von einer Verharmlosung seitens Chinas nicht mehr die Rede sein. Ungeachtet dieser Tatsachen und ungeachtet des Umstands zunehmender Fallzahlen weltweit, also auch in Europa und den USA, wurde gerade umgekehrt in der EU und den USA auf fahrlässige Weise verharmlost. Wenn wertvolle Zeit verstrichen lassen wurde, dann von der EU und den USA, von denen Maßnahmen erst Mitte März, nach wochenlanger Verzögerung, ergriffen wurden und dies überstürzt, schlecht kommuniziert und miserabel vorbereitet. Der Mangel an adäquaten Schutzutensilien gerade im medizinischen Bereich war eklatant. Mit anderen Worten: Die Stellen, die den chinesischen Behörden Verharmlosung vorwarfen, praktizierten ihrerseits noch wochenlang eine solche Verharmlosung angesichts der im Januar ergriffenen chinesischen Maß­nahmen in geradezu grotesker Weise. Tatsache ist: Am 31. Dezember 2019 jedenfalls informierten die chinesischen Behörden offiziell die Weltgesundheits­organisation (WHO), dass seit Anfang Dezember 2019 mehrere Fälle von schwerer Lungenentzündung in der Stadt Wuhan aufgetreten waren, deren Erreger bisher nicht identifiziert werden konnte und für die als Auslöser ein bislang unbekannter Krankheitserreger angenommen wurde. Die Meldung wurde noch am selben Tag über die Nachrichtenagenturen verbreitet. Die amerikanische Gesundheitsbehörde CDC erfuhr dann ebenfalls von der Pneumonie-Häufung in Wuhan. Eine Epidemiologin der CDC, die zuvor eingebettet bei der chinesischen Gesundheitsbehörde gearbeitet hatte und deren Aufgabe es auch gewesen wäre, frühzeitig Informationen über potentiell gefährliche Ausbrüche weiterzugeben, war im Juli von der US-Regierung abberufen und die Position nicht neu besetzt worden. Zwischen dem 31. Dezember 2019 und dem 3. Januar 2020 wurden der WHO insgesamt 44 Fälle von Pneumonien mit unbekannter Ursache aus Wuhan gemeldet.

Januar 2020

Der Fischmarkt in Wuhan wurde am 1. Januar 2020 durch die örtlichen Behörden geschlossen und desinfiziert. Am 5. Januar 2020 schloss das Chinesische Zentrum für Krankheitskontrolle und -prävention aufgrund von Untersuchungsergebnissen MERS-CoV und SARS-CoV 2 als Erreger aus. Am 7. Januar 2020 wurde von chinesischer Seite die Identifizierung eines neuartigen Corona Virus bei mehreren Erkrankten bekanntgegeben. Das Virus erhielt die provisorische Bezeichnung 2019-nCoV (2019 neuartiges Corona Virus). Am 15. Januar wurde ein analoger Fall aus Japan bekannt und am 20. Januar ein Fall aus Südkorea.

Vom 23. Januar 2020 an wurden sämtliche Zug- und Flugverbindungen aus der Neun-Millionen-Stadt Wuhan eingestellt, ebenso alle Bus-, U-Bahn- und Fährverbindungen. Die Einwohner Wuhans wurden angewiesen, die Stadt nicht zu verlassen. Bibliotheken, Museen und Theater sagten Veranstaltungen ab. In Wuhan wurde ein Koordinierungszentrum für Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie eingerichtet. Zu diesem Zeitpunkt waren 500 Infektionen offiziell bestätigt und es hatten sich 17 Todesfälle ereignet (alle in Wuhan und der Provinz Hubei). Epidemiologen schätzen die Zahl der Infizierten am 22. Januar 2020 auf etwa 4000. Ebenfalls am 23. Januar 2020 wurde die 70 Kilometer östlich von Wuhan gelegene Millionenstadt Huanggang vom öffentlichen Verkehr abgeriegelt. Am Freitag, den 24. Januar 2020 um 00:00 Uhr Ortszeit wurde eine Sperre aller Kinos, Internetcafés und des zentralen Markts von Wuhan ausgerufen. Ähnliche Maßnahmen gab es zudem im nahe gelegenen Ezhou, wo noch am 23. Januar der Hauptbahnhof gesperrt wurde. Damit betrafen die Beschränkungen fast 20 Millionen Menschen, was vom Umfang her einmalig in der neueren Geschichte ist. In Peking wurden am 23. Januar 2020 die Großveranstaltungen zur Feier des chinesischen Neujahrsfests abgesagt und einige touristische Attraktionen geschlossen. Am 24. Januar 2020 gab der Shanghai Disneyland Park bekannt, aufgrund des Virusausbruchs seine Pforten temporär zu schließen. McDonald’s China schloss am selben Tag in den Städten Wuhan, Ezhou, Huanggang, Qianjiang und Xiantao vorübergehend alle Restaurants. Google schloss seine Büros. Starbucks schloss 2000 seiner Filialen, McDonald’s schloss 300 Restaurants, IKEA schloss zunächst die Hälfte seiner Möbelhäuser, dann alle 30. Apple schloss seine Filialen und mehrere deutsche Großunternehmen stellen Dienstreisen von und nach China ein. Am 25. Januar 2020 betrafen die ausgeweiteten Quarantänemaßnahmen der Behörden etwa 56 Millionen Menschen in 18 Städten Chinas. Das öffentliche Verkehrssystem wurde landesweit auf ein Minimum heruntergefahren. Der Neujahrsurlaub wurde um eine Woche bis zum 9. Februar 2020 verlängert, um möglichst vielen Menschen die Selbstquarantäne für eine Inkubationszeit des Virus zu ermöglichen.

Aufgrund der dramatisch ansteigenden Zahl von Erkrankten wurde vom 23. Januar bis zum 2. Februar 2020 in Wuhan ein erstes Notkrankenhaus, das Huoshenshan-Krankenhaus, erbaut, das für etwa 1000 Betten konzipiert war und planmäßig am 3. Februar in Betrieb genommen wurde. Am 25. Januar begann der Bau des Leishenshan-Krankenhauses, das für noch größere Kapazitäten ausgelegt war, und am 6. Februar 2020 weitgehend fertiggestellt war. Insgesamt entstanden in Wuhan 16 Notkrankenhäuser, unter anderem in Sport- und Messehallen der Stadt.

Februar 2020

Vom 17. Februar 2020 an galten für die gesamte Provinz Hubei weitere verschärfte Maßnahmen, die der Eindämmung der Epidemie dienen sollten. Insgesamt verhängte die Provinzregierung durch Erlass 15 Beschränkungen. Alle nicht wesentlichen öffentlichen Orte werden geschlossen, Massenveranstaltungen untersagt. Apotheken und Supermärkte bleiben geöffnet, müssen aber bei jedem Eingelassenen die Körpertemperatur bestimmen. Zusätzlich müssen von jedem Käufer von Husten- oder Fiebermitteln alle Personaldaten erfasst werden. In der gesamten Provinz werden die Zufahrten zu allen Dörfern und Gemeinden gesperrt, um Ausreisen zu kontrollieren und Externen den Zugang zu verwehren. Der Betrieb aller Fahrzeuge ist untersagt mit Ausnahme von Transport-, Feuerwehr-, Rettungs- und Polizeifahrzeugen.

März 2020

In seiner Rede am 9. März 2020 erklärte der WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus, dass mehr als 70 Prozent der etwa 80.000 Infektionsfälle mittlerweile genesen seien und die Klinik verlassen hätten. Die Zahl der Neuinfektionen in China lag an diesem Tag bei 45. Wissenschaftlichen Studien zufolge dürften zu diesem Zeitpunkt die ergriffenen Quarantänemaßnahmen Wirkung gezeigt haben. Nachdem mehrere Tage keine neuen Infektionen gemeldet wurden, gaben die chinesischen Behörden bekannt, dass die Pandemie in der Volksrepublik China vorbei sei. Am 24. März wurden dann wieder vier neue Fälle gemeldet. Am 29. März wurden insgesamt 31 neue Infektionen gemeldet, von denen 30 Fälle offenbar von Einreisenden importiert wurden. Ministerpräsident Li Keqiang mahnte lokale Behörden am 25. März, neue Infektionen nicht zu verschweigen. Die Befürchtung einer zweiten Welle von Infektionen besteht. Mit der Verringerung der Covid-19-Fallzahlen in der Volksrepublik China und der weltweiten Verbreitung der Krankheit schloss die Volksrepublik China am 28. März die eigenen Grenzen für Ausländer. Gleichermaßen strenge Auflagen wie die Verhängung einer strikten Ausgangssperre und das Schließen der Grenzen wurden ab Mitte März in Neuseeland eingeleitet. Mitte Juni erklärte sich der Inselstaat im Südpazifik offiziell für Coronavirus-frei. Alle Beschränkungen wurden wieder aufgehoben. Die Einreise ist aber weiterhin strikt reglementiert, alle Einreisenden müssen für 14 Tage in Quarantäne.

April 2020

Die chinesische Nationale Gesundheitskommission teilte am 1. April mit, dass sie entgegen den bisherigen Gepflogenheiten ab sofort auch die asymptomatische Fälle zu der Gesamtzahl der COVID-19-Inifizierten dazuzählen werde. Am 1. April waren es 1367 asymptomatische Fälle laut offiziellen Angaben, die unter medizinischer Beobachtung standen. Am 3. April empfahl die Pressesprecherin des chinesischen Außenministeriums Hua Chunying, dass Diplomaten aus aller Welt, die gegenwärtig nicht in China seien, bis zum 15. Mai 2020 nicht nach Peking zurückzukehren sollten. Für den 3. April wurden 19 neue Infektionen gemeldet, davon 18 importierte Fälle und ein neuer Fall aus der Provinz Hubei. Am 7. April 2020 berichteten offizielle Stellen der Volksrepublik, dass erstmals seit Beginn der Infektionswelle kein COVID-19-bedingter Todesfall mehr registriert worden sei. Die strikte Reisesperre für die Provinz Wuhan wurde ab dem 8. April 2020 aufgehoben. Nach offiziellen Angaben waren bis zu diesem Zeitpunkt 81.740 Covid-19-Infektionen diagnostiziert worden und 3331 Personen waren daran verstorben.

Juni 2020

Nach mehreren neuen Corona-Infektionsfällen (Stand 12. Juni laut Behörden sieben bekannte neue Fälle) wurden in Beijing einige Schulen und Kindergärten geschlossen und mehrere Wohngebiete abgeriegelt. Laut offiziellen Angaben der chinesischen Gesundheitskommission wurden am 13. Juni 58 neue Infektionsfälle gemeldet, davon 36 Fälle in Peking. Am 18. Juni gab es in Peking 137 bestätigte Fälle. Gao Fu, der Direktor des chinesischen Zentrums für Krankheits- und Präventionskontrolle erklärte, dass er davon ausgeht, dass das Virus schon im Mai asymptomatisch in Peking kursierte. Zwischen dem 11. und 20. Juni wurden 2,3 Mio. Menschen getestet, die tägliche Testkapazität lag am 20. Juni bei 500.000 und es wurden am 22. Juni insgesamt 249 Infektionsfälle gemeldet.

Entwicklung in Europa

Ende Januar traten in Italien die ersten Covid-Erkrankungen innerhalb Europas auf. Nach den ersten Todesfällen in der norditalienischen Stadt Codogno wurden am 22. Februar die 50.000 dort lebenden Menschen aufgefordert, zu Hause zu bleiben, und die betroffenen zehn Kommunen in der Lombardei und eine Kommune in Venetien abgeriegelt. Wer sich der Anordnung widersetzt, riskiert bis zu drei Monate Haft. Am selben Abend rief Friaul-Julisch Venetien als erste italienische Region den Notstand aus, um auf auftretende Krankheitsfälle flexibel reagieren zu können. Im Laufe des Vormittags des 23. Februar wurde die Zahl von 100 Infizierten überschritten. Dabei kam es auch außerhalb der elf abgeriegelten Gemeinden zu weiteren Erkrankungen. In der Serie A wurden die Heimspiele von Atalanta Bergamo, Inter Mailand, Hellas Verona und des FC Turin abgesagt. Der Bürgermeister von Mailand Giuseppe Sala kündigte die Schließung der Schulen in Mailand bis mindestens Ende der Woche an. Der Karneval in Venedig wurde vorzeitig beendet, Museen, Kirchen, Opernhäuser und Sportstadien wurden zunächst bis Anfang März geschlossen. Für die Lebensmittel- und Medikamentenversorgung der abgeriegelten Gemeinden richtete die Regierung „sterile Korridore“ ein, über die Lieferanten, die mit Gesichtsmasken und Schutzkleidung ausgerüstet sind, zu bestimmten Zeiten Waren abliefern können. Am Nachmittag des 23. Februar war in Cremona das dritte Todesopfer in Italien zu verzeichnen. Die Zahl der Infizierten stieg in den Folgetagen deutlich weiter an, darunter waren erstmals auch Infizierte aus nicht abgeriegelten Provinzen. Insgesamt war das italienische Gesundheitssystem von den Entwicklungen heillos überlastet und zunächst völlig unzulänglich ausgestattet. Es mangelte an den einfachsten Dingen wie Schutzmasken und Schutzkleidung. Entsprechend hoch schnellte die Infektions­rate bei virusexponiertem medizinischem Personal.

Zur Situation in Deutschland: Durch das Bayerische Gesundheitsministerium wurde am 28. Januar 2020 eine erste Infektion in Deutschland laborbestätigt. Ein 33-jähriger Mitarbeiter des Automobilzulieferers Webasto, der in der Unternehmenszentrale in Stockdorf arbeitete, hatte sich während einer internen Schulung bei einer angereisten chinesischen Kollegin vom Unternehmensstandort Shanghai infiziert. Danach wurde bekannt, dass sich im Zusammen­hang mit dem ersten bestätigten Fall 13 weitere Webasto-Mitarbeiter oder deren Angehörige infiziert hatten. Bis Ende Februar wurden alle Infizierten als geheilt aus der Klinik entlassen. Das Robert Koch-Institut (RKI) hatte am 22. Januar 2020 erklärt, „dass nur wenige Menschen von anderen Menschen angesteckt werden können“ und dass sich das Virus nicht sehr stark auf der Welt ausbreiten würde. Dies wurde vom Virologen Alexander Kekulé kritisiert, der am selben Tag erklärte, dass er „nicht ganz die Gelassenheit des Robert Koch-Instituts“ teile. Am 25. Februar 2020 wurde der erste Erkrankte in Baden-Württemberg bestätigt. Er hatte sich wahrscheinlich bei einer Italienreise in Mailand angesteckt. Kurz darauf wurde auch bei einer Person aus Nordrhein-Westfalen COVID-19 nachgewiesen. Danach stieg die Zahl der nachgewiesenen Infektionen stark an: Waren am 29. Februar noch 57 Personen infiziert, stieg die Zahl in der darauffolgenden Woche auf 795 Personen. Das Robert Koch-Institut (RKI) schätzte die Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland zunächst als mäßig ein. Diese Gefährdung habe aber von Region zu Region variiert und sei in „besonders betroffenen Gebieten“, insbesondere dem Kreis Heinsberg, hoch gewesen. Noch am 13. März 2020 warnte das Gesundheitsministerium vor dem Gerücht, dass bald massive weitere Einschrän­kungen des Lebens angekündigt werden und auch Ministerpräsident Markus Söder wies Gerüchte über eine Zwangsschließung von Gaststätten zurück. Wenige Tage darauf die Kehrtwende. Am 16. März 2020, es gab bereits über 4.838 bestätigte Fälle und 12 bestätigte Todesfälle in Deutschland, teilte Bundeskanzlerin Angela Merkel mit, dass Gaststätten und Freizeiteinrichtungen geschlossen werden. Sie sagte: „Um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen seien Maßnahmen nötig, die es so in Deutschland noch nicht gegeben habe.“

Chinesische, russische, kubanische Hilfe

Das erste neuköpfige Team aus China landete am 13. März in Rom. Mit an Bord: 31 Tonnen an dringend benötigter Ausrüstung, darunter Beatmungsgeräte, Schutzbekleidung und -masken und Medikamente. Die Güter wurden zum Teil von der chinesischen Regierung, zum Teil von Firmen gespendet. Eine zweite Maschine mit Personal und Ausrüstung landete am Mittwoch (18.03.2020) in Mailand. Weitere Hilfelieferungen aus China mit medizinischer Ausrüstung erfolgten nach Spanien Frankreich, ehemalige jugoslawische Teilrepubliken, an die USA, an verschiedene südameri­kanische und afrikanische Länder. Auf dem Höhepunkt der Epidemie in China hatten mehrere EU-Länder 56 Tonnen dringend benötigter Ausrüstung an China geliefert. Nach den Chinesen kamen die Russen. Neun Iljuschin-Transportflugzeuge landeten in Italien mit Virologen, Epidemiologen und medizinischem Gerät an Bord. „Nie zuvor sind so viele russische Flugzeuge in ein Nato-Land gekommen“, schrieb „La Repubblica“. Kurz nach den Russen erreichte eine medizinische Brigade aus Kuba die Lombardei, mit 37 Ärzten und 15 Krankenschwestern. Zuvor waren sie in Afrika zur Bekämpfung der Ebola-Krankheit eingesetzt worden. Eine innereuropäische Kooperation unterblieb zunächst. Darüber hatte sich Italiens Außenminister Di Maio beklagt. Die europäischen Nachbarländer hätten keine vergleichbare Hilfe wie China angeboten. Rom habe "um Hilfe geschrien, was Beatmungsgeräte und Masken betrifft", aber vergeblich. Italien sei nicht einsam, "es gibt noch Leute, die Italien gerne helfen", lobte Außenminister Luigi Di Maio. Offensichtlich wurden sogar Lieferungen von Medizingütern aus Deutschland nach Italien verhindert. So wurde eine Lieferung von 830.000 OP-Masken, die eine italienische Firma aus China bestellt hatte, in Deutschland blockiert, obwohl das am 4. März von Berlin verhängte Exportverbot von Medizingütern zur Bekämpfung der Epidemie nicht für Transitgüter gilt. Nach Verhandlungen auf diplomatischer Ebene sei die Lieferung zwar freigegeben worden, habe aber nach Angabe der italienischen Firma nicht mehr gefunden werden können - in Deutschland. So berichtete die lombardische Regionalzeitung "Il Giorno". Und laut dem überregionalen "Corriere della Sera" sind in den vergangenen Wochen mehr als 19 Millionen Schutzmasken von Italiens Nachbarländern blockiert worden. Der Berliner Politikwissenschaftler Thorsten Benner sieht Glaubwürdigkeit und Ansehen der EU und Deutschlands beschädigt: "Die EU hat es nicht geschafft, Italien, das derzeit am schwersten betroffen ist, effektiv zu helfen. Teilweise, weil wir selbst auch schlecht vorbereitet sind, aber der Eindruck, der bei den Italienern entstand, ist fatal. Viele in Deutschland reden von europäischer Schicksalsgemeinschaft. Aber wenn das Schicksal zuschlägt, scheint es so, dass wir unseren EU-Partnern nicht helfen."

Eine derartig besonnene Einschätzung war allerdings die Ausnahme. Statt beschämt zu schweigen wurde umgekehrt versucht, diese Hilfen als geopolitische Intervention zu denunzieren. Chinesen, Russen und Kubaner wollten bloß einen Keil zwischen die Länder der Europäischen Union treiben. Schließlich ist Italien das erste westeuropäische Land, das sich unter scharfer Kritik seitens der EU und USA offiziell an Pekings "Neue Seidenstraße"-Initiative angeschlossen hat. Eine solche Denunziation entspricht klassischen Methoden der Desinformation und ist als Projektion der eigenen üblichen Absichten und Methoden der westlichen Staaten zu werten. Die Zerlegung der EU besorgen übrigens die Länder der europäischen Union selbst.

Spontanmutation oder Genmanipulation?

In diesem Kapitel werden virologisch-medizinische Aspekte erörtert. Es geht u.a. um Frage der Herkunft und der Quelle des Virus. Ist das Virus eine natürliche Spontanmutation oder das Produkt biologischer Kriegswaffenforschung? Derartige Spekulationen wurden zunächst von westlicher Seite gegen China und in der Folge von chinesischer Seite gegen die USA angestellt.

Diskutiert wird von westlicher Seite, insbesondere von der US-Administration, die Frei­setzung des Virus aus einem biologischen Stufe 4-Hochsicherheitslabor in Wuhan, wie US-Nachrichtendienste kolportierten. Tatsächlich befindet sich in Wuhan ein derartiges Labor. Es ist selbstverständlich nicht ausgeschlossen, dass eine (möglicherweise unbemerkte) Havarie eine Virusfrei­setzung verursacht hat. In einem solchen Fall hätten die chinesischen Behörden davon keine Kenntnis haben können. Hätten diese Kenntnis gehabt, könnte man grundsätzlich ein Vertuschungsinteresse unterstellen. Dagegen spricht aber eindeutig, dass nicht unmittelbar bereits im Dezember, nach Auftreten der ersten Erkrankungsfälle, sondern erst ab dem 23. Januar drastische Maßnahmen ergriffen wurden. Den durch diese Verzö­gerung entstandenen Schaden hätte die chinesische Regierung niemals wissentlich in Kauf genommen. Und wie gesagt, die Virusfreisetzung aus dem Wuhan-Sicherheitslabor ist eine Mutmaßung westlicher Nachrichtendienste, die erfahrungs­gemäß schon manches zur bewussten Desinformation mutmaßten. Beispiele? Die angeblichen Angriffe vietnamesischer Fischerboote auf US-Kriegsschiffe im Golf von Tonking, die zum Anlass systematischer Bombardements nordvietnamesischen Territoriums genommen wurden. Vorgebliche Giftgas­fabriken im Irak, deren „Beweis“ der damalige US-Außenminister Powell im Februar 2003 im UN-Sicherheitsrat präsentierte, um diese „Beweise“ zwei Jahre, einen Krieg und geschätzt 650.000 Tote später als bewusste Falschinformation aufzudecken. Konsequenzen: keine. Dasselbe schmutzige Spiel 2011 in Libyen.1 2

Die Liste dieser Desinformations­kampagnen psychologischer Kriegsvorbereitung und -führung ist schier endlos fortsetzbar. Und es zeigt sich das immer gleiche Muster. Das, was die Strategen der Nato an Methoden und Waffenarsenalen einzusetzen bereit sind und zum Einsatz brachten, wird auf das Objekt der Begierde projiziert. Die Skrupellosigkeit der politisch-militärischen Strategen der demokratischen Bombergemeinschaft (Robert Kurz, Weltordnungskrieg) in allen offen und verdeckt geführten Kriegen der letzten Dezennien ist Tatsache. Beispielhaft sei erinnert an den massiven Einsatz biologischer und chemischer Waffen im amerikanischen Krieg in Vietnam. Den westlichen Militärstrategen ist alles zuzutrauen. Im Fall des Sars-2 Virus aber erscheint die Mutmaßung, dieser stelle eine gentechnisch hergestellte biologische low-level-Waffe des US-Militärs dar, wenig plausibel. Die Feindschaft gerade der US-Admini­strationen gegenüber dem von China initiierten Infrastrukturprojekt „Neue Seiden­straße“ ist zwar kein Geheimnis ungeachtet des seitens der chinesischen Regierung zweifelsohne ernst gemeinten Angebots der Kooperation und Partizipation. Wo und wie immer möglich wird dieses Projekt torpediert. Aber wäre der aktuelle Virus ein verdeckter biologischer Angriff der USA, dann wären seitens der USA sofort sämtliche Transportverbindungen, Passagierflüge etc. von und nach China geblockt worden, um eigene Kollateralschäden zu vermeiden. Außerdem sind in den B-Waffenarsenalen in aller Regel jeweils spezifische Antidote bzw. Impfseren vorhanden, die bald zum Einsatz gekommen wären. Gerade aber die US-Behörden inklusive militärischer Stellen und der unsäglichen Charaktermaske im Weißen Haus betrieben systematische Verharmlosung des Virus. Die Inkaufnahme der Auswirkungen auf die US-Ökonomie als eingeplant zu betrachten, um von der US-amerikanischen Herkunft des Virus abzulenken, bedeutete, derartige Theorien auf die paranoide Verschwörungsspitze zu treiben. Allerdings hätten sich die Kollateralschäden des Aggressors erheblich schwerwiegender als die Angegriffenen erwiesen. So dämlich stellte sich kein Militär dieser Welt an.

Untersuchen wir die Virusentstehung durch die Möglichkeit einer Spontanmutation innerhalb der Familie der Coronaviren. Mutationen als Ergebnis spontaner Änderungen der chromosomalen DNA entstehen durch Wechselwirkung mit hoch­energetischer Strahlung (Röntgen, Radioaktivität) und/oder reagiblen mutagenen Substanzen und führen einerseits zu oft nachteiligen Effekten wie Tumorinduktion oder vererbbaren Defekten, andererseits zu Veränderungen, die dem Überleben einer Spezies etwa bei Änderung der Umwelt­bedingungen zum Vorteil gereichen können. Einmal erfolgt bleiben mit dem Leben vereinbare Mutationen genetisch fixiert und werden somit an die Folgegenerationen weiter­vererbt. Betrachten wir die Wahrscheinlichkeit von Mutationsfrequenzen unter­schiedlicher Lebensformen. Die Mutationswahrscheinlichkeit hängt ab von der Generationszeit sowie der Stabilität des jeweiligen Genoms. Die Zellen eukaryonter Lebensformen (Karyon = Zellkern) sind verhältnismäßig mutationsresistent. Sie verfügen mit ihrem Zellkern über einen durch eine doppelte Biomem­bran abgegrenzten Bereich, der die dort befindliche, in Chromosomen strukturierte sensible DNA schützt. Diese schützende Struktur erweist sich als guter antimutagener Schutz. Lediglich in der Mitose, der Zellteilungsphase, ist dieser Schutz eingeschränkt aufgrund der temporären Auflösung der Kernmembran. Prokaryonten, sich reduplizierenden biologischen Organisationsformen wie Bakterien und Viren fehlt ein solch schützender Zellkern. Folglich ist ihre Mutationsrate deutlich höher. Das Genom mancher Virenstämme besteht zudem nicht aus Doppelstrang-DNA, bei welcher Punktmutationen durch den intakten Komplementärstrang repariert werden können, sondern aus einsträngiger RNA. Aus diesen Gründen ist die Mutationsrate insbesondere der RNA-Viren, zu denen die Coronaviren zählen, besonders hoch. Wenden wir uns nun den Generationszeiten zu. Bei der menschlichen Spezies beträgt diese im Durchschnitt 25 Jahre. Die Generationszeit von Bakterien variiert von 15 Minuten bis wenige Stunden und wird dabei im Wesentlichen durch externe Faktoren wie Temperatur, Lokalisation der Kultur (Nährmedium), pH-Wert, Oberflächengröße und Luftzusammensetzung beeinflusst. Zur industriellen Herstellung werden Bakterienkulturen in einem Bioreaktor unter optimalen Wachstumsbedingungen herangezüchtet und damit die Generationszeit verkürzt. Ähnliches gilt für Viren. Sie sind aufgrund ihrer kurzen Generations­zeit, der großen Zahl von Nachkommen, die sie im Infektionsverlauf produzieren, und nicht zuletzt aufgrund ihrer einfachen Struktur ideale Objekte zum Studium von Evolutionsprozessen. Viren müssen sich als obligate Zellparasiten ständig den Bedingungen ihres Wirtes oder ihrer Wirtspopulationen anpassen, sodass Mechanismen der Selektion experimentellen Ansätzen zugänglich sind. Dabei spielen unterschiedliche Kriterien, wie die antigene Diversität, das Ausmaß der Virusausscheidung, der Grad der Virulenz und viele andere Faktoren eine wichtige Rolle. Die vollständige Adaptation eines Virus an seinen Wirt, welche in eine möglichst geringe Virulenz des Infektionserregers mündet, ist die für beide erstrebenswerte Konsequenz: ein problemloses Zusammen- und Überleben. So persistieren beispielsweise Herpes-Viren in ihrem Wirt, menschlichen Nervenzellen, ohne notwendig Erkrankungen zu verursachen. Gehen wir aus also aus von einer mittleren bakteriellen oder viralen Generationszeit von einer Stunde, so ergeben sich im Zeitraum einer einzigen menschlichen Generationszeit von 25 Jahren 219.000 bakterielle oder virale Generationen­abfolgen. Eine solche Generationenanzahl entspricht bezogen auf die menschliche Generations­zeit einem Zeitraum von 5.475.000 Jahren. Vor 5 1/2 Millionen Jahren erfolgte gerade einmal die Trennung der zu den Homi­ninen und zu den Schimpansen führenden Entwicklungslinien. Vor ca. 2 Millionen Jahren entwickelte sich der Homo erectus, die erste Art der Gattung Homo, die Afrika verließ. Daraus ergibt sich ein Begriff der Spontanmutationsvarianz prokaryonter Mikroorganismen. Zusätzlich zu diesen gewöhnlichen Spontanmutationen existiert bei prokaryonten Mikro­organismen wie Bakterien ein beacht­licher Evolutionsbeschleuniger in Gestalt plasmidaler DNA, welche nicht nur vererbt, sondern auf derselben Generationsebene parasexuell übertragen werden kann. Der Austausch von Plasmiden ist unter anderem für die schnelle Verbreitung von bakterieller Antibitika­resistenzen verantwortlich.

Betrachten wir exemplarisch die regelmäßig beobachtbaren genetischen Veränderungen der Influenzaviren. Als Gendrift bezeichnet man hierbei eine zufällige Veränderung der Allelfrequenz innerhalb des Genpools einer Population. Gendrift ist also einer der Evolutions­faktoren für Spontanmutationen. Eine quantitative Erweiterung stellt der Genshift dar, bei dem ganze Segmente von Genen zusammen ausgetauscht werden. Dies hat oft besonders ausgeprägte funktional-qualitative Änderungen wie beispielsweise eine Ausweitung der bisherigen Wirtsspezies zur Folge. Derartige Prozesse werden bei Beteiligung der menschlichen Spezies als Zoonosen bezeichnet. Virale Genomveränderungen können jederzeit eintreten und dazu führen, dass veränderte Oberflächenmoleküle wie Hämag­glu­tinine (H) und Neuraminidasen (N) nach einer Infektion vom Immunsystem trotz Impfung oder Immunität nach einer vorhergegangenen Influenza-Infektion mit Viren, die noch andere Oberflächeneigenschaften hatten, nicht erkannt oder nur unzureichend bekämpft werden. Das hat dann zur Folge, dass die Viren sich in bestimmten Zellen der infizierten Menschen vermehren können. Sowohl virale Spezies- als auch Zellspezifität gründet ebenfalls in der biochemischen Affinität der viralen Oberflächen­moleküle zu dem jeweils befallenen Zelltyp. So befallen etwa humanpathogene Hepatitisviren bevorzugt menschliche Leberzellen, Herpesviren sensible Nerven-, das Poliomyelitisvirus motorische Nervenzellen. Bei einer Influenza-Epidemie oder „Grippe­welle“ werden 10–20 % einer Bevölkerung infiziert, die Ausbrüche bleiben meist lokal begrenzt. Bei einer Pandemie hingegen verbreiten sich die Viren rasch und mit Infektionsraten von bis zu 50 % über den gesamten Globus. Auslöser ist immer ein neuer Subtyp des Influenza-A-Virus, der auch durch einen Antigenshift (eine Durchmischung von humanen und aviären, das heißt aus Geflügel stammenden viralen Gen-Segmenten) entstehen kann. Eine solche Durchmischung von „Vogelgrippe“- und humanen Influenzaviren kann beispielsweise im Schwein stattfinden („Schweineinfluenza“), wenn diese Tiere Träger beider Viren sind. In der Folge kommt es zum Virusübertrag auf menschliche Zellen. Man spricht von Zoonose, genauer bei Übergang von einer Tierspezies zum Menschen von Zooanthroponose. Auch in „Grippe-“Jahren ohne Pandemie stirbt jährlich eine Vielzahl von Menschen an dieser Krankheit bzw. an ihren Folgen, vor allem an den Folgen einer Lungenentzündung infolge bakterieller Superinfektion. Beispielsweise wurden dem Robert Koch-Institut im Winterhalbjahr 2017/18 rund 334.000 labordiagnostisch bestätigte Influenza-Erkrankungen gemeldet; 60.000 Erkrankte wurden in Hospitälern aufgenommen und 1.674 Erkrankte verstarben nachweislich an einer Influenza-Infektion.

Fazit: Alles spricht dafür, dass es sich beim Sars-2-Covid 19 Virus nicht um das Ergebnis menschlicher Manipulation, sondern um die Folge einer Spontanmutation handelt.

Unterschiedliches Virusverhalten – unterschiedliche Maßnahmen

Viren sind obligate Zellparasiten. Sie benötigen also für ihre Vermehrung den Replikations­apparat einer Wirtszelle. Dazu zählen die Produktionsstätten der Proteine, die Ribosomen sowie der Golgiapparat zur Synthese der Viruspartikel. Diese Nutzung erfolgt auf verschiedene Weise. DNA-Viren schleusen nach Zelleintritt ihre DNA in den Zellkern ein und integrieren diese in die DNA der Wirtszelle. Der folgende Proteinsynthesevorgang erfolgt analog der befallenen Wirtszelle mittels messenger-RNA, welche die Information der DNA zu den Ribosomen im Zytoplasma bringt. RNA-Viren, zu denen sowohl Coronaviren als auch Influenza- und HI-Viren zählen, verfügen über zwei alternative Mechanismen. Die sogenannten Retroviren, hierzu zählt beispielsweise das HI-Virus, produzieren im Zytoplasma der befallenen Wirtszellen mittels des viralen Enzyms reverse Transkriptase virale DNA, die in der Folge in den Zellkern eingeschleust und dort mittels des viralen Enzyms Integrase in die Wirtszell-DNA integriert wird. Bei der anderen einfacheren Methode erfolgt die Synthese der Virusbestandteile unmittelbar im Zytoplasma am Produktionsort der Proteine, den Ribosomen, unter Nutzung der viralen RNA anstelle humaner messenger-RNA. Dieses Mechanismus bedienen sich Corona- und Influenzaviren. Medikamente, welche virale Enzyme wie reverse Transkriptase oder Integrase spezifisch hemmen und bei HIV-Infektion mit großem Erfolg zum Einsatz kommen, sind somit bei Corona und Influenzainfektionen wirkungslos.

Soviel zu den viralen Vermehrungsmechanismen. Betrachten wir nun das Spektrum viraler Wechselwirkung mit den befallenen Wirtszellen, also das biologische Verhalten des Virus. Parasitiert das Virus die Wirtszelle oder tötet es diese? Diese Fragestellung betrifft die Virulenz, eines Erregers, seine Pathogenität. Die Virulenz ist neben dem Übertragungsmodus und der Inkubationszeit von eminenter Bedeutung hinsichtlich des möglicherweise epi- oder pan­demischen Verlaufs einer Infektionskrankheit. Einige virale Erreger rufen schwere Krankheiten wie Ebola, Pocken, Dengue- oder Gelbfieber hervor, andere wie Rhinoviren dagegen selten mehr als harmlose Unpässlichkeiten, etwa einen Schnupfen oder einen rauen Hals. Diesem Unterschied in der Ausbildung und der evolutionären Weiterent­wicklung der Virulenz können mehrere Faktoren zugrunde liegen, darunter die Art der Übertragung des Virus sowie seine Überlebenszeit außerhalb eines Wirtsorganismus. Auch das Wirtsverhalten, das menschliche Verhalten also, spielt eine bedeutende Rolle bei der Evolution von Krankheitserregern, da es häufig Weg und Geschwindigkeit der Weitergabe bestimmt. Das gesamte Genom und dessen biologischer Träger unterliegen, wie bereits dargelegt, einem beständigen evolutionären Prozess, induziert durch sich beständig verändernde äußere Bedingungen. Unter dem Anpassungsdruck an veränderte Bedingungen ändern sich auch die biologischen Eigenschaften wie etwa im Fall von Mikroben deren Virulenz. Das kann im Laufe der Evolution zu einer Virulenz Abschwächung, einer Attenuation, bis hin zu friedlicher Koexistenz zwischen Mikrobe und Wirtszelle führen. Eine derartige Koexistenz bezeichnet man als Symbiose. Der größte Teil der Biomasse auf der Erde besteht aus symbiotischen Systemen. Zahlreiche biologische Oberflächen wie Haut und Schleimhäute von Makroorganismen wie etwa dem Menschen sind physiologischerweise besiedelt von in Symbiose mit dem Wirt lebenden bakteriellen, viralen, mykotischen Mikro­organismen. Wie leben in einer Welt von Mikroben. Einige Viren wie Vertreter der Familie Herpesviridae sind, abhängig vom aktuellen Zustand des Immunsystems des Wirts, fakultativ pathogen. Das bedeutet, in der Regel sind sie harmlos, zerstören also nicht ihre Wirtszellen. Erst bei (vorübergehender) Schwäche des Immun­systems zeigen sich entsprechende Krankheits­symptome. Die Virulenz ist wie jede biologische Eigenschaft veränderlich. Evolutions­theoretisch lässt sich genetischer Shift hin zu Virulenzabschwächung so erklären, dass Parasiten, die ihren Wirt nicht schädigen, langfristig zusammen mit ihrem Wirt die besten Überlebens­chancen haben. Sie gedeihen wie die Organismen, auf die sie angewiesen sind, und vermögen sich unbemerkt zu verbreiten. Beeinträchtigt eine Erkrankung oder gar der Tod des Wirtsorganismus die Verbrei­tung des Erregergenoms, so ist eine Entwicklung in Richtung weniger schwerer Auswirkungen von Vorteil. Solche evolutionären Prozesse basieren selbstverständlich nicht auf bewussten „Strategien“, sondern ergeben sich in diesem Fall einfach aus der Tatsache, dass Schwererkrankte oder gar Verstorbene die virulenten Erreger mangels eingeschränkter Kontakte mit geringerer Wahrscheinlich propagieren. Weniger virulente Stämme erweisen sich somit als den Umweltbedingungen besser adaptiert, die Vermehrung der hochvirulenten Stämme als eingeschränkt. Im Laufe der weiteren Generationenfolgen werden sie verschwinden. Die „Strategie“ einer Entwicklung hin zu Virulenzabschwächung ist aber nicht allgemeingültig, sondern abhängig vom jeweiligen Übertragungsmodus. Bekannt ist eine Vielzahl von Übertragungsarten wie Schmierinfektion, enteral fäkal-orale Übertragung durch beispielsweise kontaminiertes Trinkwasser, parenteral über Haut- bzw. Schleimhautläsionen, zu letzterem Modus zählen insbe­sondere die sexuell übertragbaren Erkrankungen. Von sehr großer Bedeutung ist weiter der Übertragungs­weg durch Vektoren wie (meist erregerspezifische) Stechmücken, Wanzen, Flöhe, Zecken. Einer der am meisten verbreiteten Modi ist der aerogene Übertragungs­modus In Form einer Tröpfcheninfektion oder in feinster Verteilung als Aerosole durch Abhusten der Erreger. Dieses schwer einzudämmenden Modus bedienen sich viele Mikroben­arten so auch das Coronavirus.

Betrachten wir den Vorteil der Virulenzabschwächung am Beispiel der aerogenen Übertragung von gewöhnlich harmlosen Schnupfenviren (Rhinoviren) genauer. Sie infizieren die Schleim­häute des Nasen-Rachen-Raumes und induzieren die bekannten Erkältungssymptome. Die Viren werden beim von ihnen selbst ausgelösten Niesen regelrecht in die Umgebung geschleudert oder gelangen unter Umständen beim Naseputzen an die Hände und dann an alles, was man in der Folge berührt. Ein anderer Mensch kann die Viruspartikel einatmen oder durch Händedruck und anschließendem Nasereiben auf der Nasenschleimhaut einbringen. Letzteres ist ein Beispiel für sogenannte Schmierinfektion. Für beide Übertragungswege ist unerlässlich, dass der Wirt mit weiteren potentiellen Wirten zusammenkommt. Also je weniger einschränkend die Krankheits­symptome, desto mobiler bleiben die Erkrankten, desto eher ergeben sich weitere Wirtskontakte. Als vorteilhaft im Sinne der Viruspropagierung erweist sich also ein nur gering einschränkender Krankheitsverlauf. Erweist sich ein Erreger als sehr virulent, fühlt sich der Erkrankte zu schlecht, um das Haus zu verlassen, und Abertausende von Rhinoviren, werden ohne neuen Wirt in einer für sie feindlichen Umwelt absterben. Einige wenige können vielleicht durch die Infektion eines Familienmitglieds überleben, aber eine solche Übertragung ist nicht sonderlich effizient, besonders wenn auch das neue Opfer das Bett hüten muss. Für die Rhino­viren verbessert sich also mit der Mobilität des Verschnupften die Chance ihre Ausbreitung. Ihre Virulenz ist entsprechend gering. Für sie ist außerdem die Beschränkung ihrer Vermehrung auf Zellen der Nasenschleimhaut vorteilhaft.

Das Gegenteil, Virulenzverstärkung, kann eintreten, wenn pathogene Organismen von einem sogenannten Vektor, beispielsweise Stechmücken, übertragen werden. Selbst wenn ein solcher Erreger so virulent ist und sich so massiv vermehrt, dass er seinen Wirt tötet, kann er immer noch sein Genom weitergeben. Der Vektor besorgt schließlich den Weitertransport der Nachkommen­schaft zu neuen Empfängern. Die Erkrankung kann die Verbreitung sogar noch erleichtern, insofern ein schwer erkrankter oder gar verstorbener Patient sich kaum der Mückenstiche zu erwehren vermag. Mit ihren Vektoren gehen die Krankheitserreger dagegen naheliegender­weise schonend um, selbst wenn sie sich darin ebenfalls vermehren, um den Verbreitungs­mechanismus nicht zu gefährden. Eine durch den Malariaerreger geschädigte Anopheles-Mücke etwa wäre kaum imstande, Plasmodien, die Erreger der Malaria, wirkungsvoll auf neue menschliche Opfer zu übertragen. Kommen wir zum Einfluss des Wirtsverhaltens, also menschlichen Verhaltens, auf die Virulenz des Virus. Dieser zeigt sich eindrucksvoll an der dramatischen Entwicklung bakterieller Antibiotikaresistenzen. Der oft unüberlegte Antibiotikaeinsatz in der Humanmedizin, aber mit Abstand am Bedeutendsten deren flächendeckender Einsatz in der Massentierhaltung führt zu massivem evolu­tionären Druck auf Bakterienstämme. Dieser in jeder Hinsicht verantwortungs­lose Antibiotika­einsatz in der Massentierhaltung ist nicht allein begründet im erhöhten Epidemierisiko dieser Massentierhaltung sondern in medikamenteninduziert beschleu­nig­ter Gewichtszunahme der Schlachttiere durch Wasser­einlagerung. Abgesehen vom indis­kutablen Umgang mit Lebewesen, zu denen auch die Arbeits- und Lebensbedingungen der in der Fleischindustrie arbeitenden Menschen zählen, handelt sich bei einer derartigen Industriefleisch­produktion folglich um Lebensmittelverfälschung. Liegen entsprechende Antibiotika­allergien vor, besteht beim Verzehr sogar Lebensgefahr durch einen anaphylaktischen Schock.

Weshalb tut sich die Menschheit derart offensichtlich Unsinniges an? Verwundern sollte eine solche Praxis nicht. Sowohl in der industriellen Fleischproduktion als auch bei der Herstellung von Antibiotika geht um es möglichst effiziente Vermehrung des in deren Produktion investierten Kapitals. Diese und sämtliche anderen Produkte sind als Waren ausschließlich Mittel zu diesem Zweck. Das erscheint dem Alltagsverstand als selbstverständliche, unhinterfragbare Tatsache. Bei genauerem Nachdenken erscheint diese Selbstverständlichkeit keineswegs als unhinterfragbar, sondern zeitigt vielmehr vom Standpunkt stofflicher Vernunft skurrile Absurditäten. Im Beispiel der Antibiotikaentwicklung führt der Standpunkt der Kapitalamortisierung tatsächlich zu einer bedrohlichen Stagnation. Denn angesichts der abzusehenden Zurückhaltung beim Einsatz neuer Antibiotika, stofflich sinnvoll, um weitere Resistenzentwicklungen zu verzögern, aus Sicht der großen Pharmakonzerne wegen des eingeschränkten Umsatzes wenig lukrativ, ziehen sich diese mehr und mehr aus dem Antibiotikageschäft und somit auch aus der entsprechenden Forschung zurück.

Kommen wir nun nochmals zurück zu einem weiteren Moment des Einfluss des Wirtsverhaltens auf die Erregerverbreitung. Bestimmte menschliche Aktivitäten erzeugen sogenannte kulturelle Vektoren, ein Gemisch von sozialen, verhaltens- und umweltbedingten Faktoren. Durch Begrüßungsrituale bei mangelnden Hygiene­maßnahmen etwa gelangen Erreger von Infizierten zu anderen anfälligen Empfängern.

Viruseindämmung oder Viruselimination?

Kommen wir zur Diskussion des Nutzens und der Effizienz verschiedener Maßnahmen zur Eindämmung oder Verhinderung einer Pandemie. Die im Folgenden diskutierten Maßnahmen nehmen zwar Bezug auf die aktuelle Sars-CoV-2 Pandemie, sind aber in einen grund­sätz­lichen Umgang mit Pandemien zu verstehen. Wie bereits ausgeführt ist im Falle eines aerogenen Übertragungswegs, wie er beim Sars-CoV-2 vorliegt, grundsätzlich mit einem genetischen Shift hin zu Virulenzabschwächung zu rechnen. Das führt allerdings nicht zum sofortigen Verschwinden der virulenteren Stämme, sobald eine attenuierte und somit besser adaptierte Mutation auftritt, sondern lediglich zu deren allmählicher Verdrängung. Also keine praktikable oder realistische Option im Hinblick auf eine Krankeits- und überhaupt keine auf eine Virus­ein­dämmung.

Ähnlich verhält es sich bei Eindämmungsversuchen mittels Herden­immunität. Die mindestens erforderliche Immunisierungsrate HImin, sei es durch natürliche Erregerexposition, sei es durch einen geeigneten Impfstoff, beträgt mit der Reproduktionszahl R:

HImin = 1 – 1/R

Die Reproduktionszahl R gibt die durchschnittliche Anzahl der von einer infizierten Person in der Folge Infizierten an. Ab der Mindestimmunisierungsrate HImin kommt die Vermehrung der Infiziertenrate zum Stillstand, da nicht mehr ausreichend infizierbare Personen verbleiben. Beträgt der R-Wert beispielsweise 3, so ergibt sich rechnerisch für HImin ein Wert von 66 %. Somit verbliebe nur noch jede dritte Person infizierbar, die Erregerausbreitung würde stagnieren und in der Folge zum Stillstand kommen. Ein solches Vorgehen, das Spekulieren auf die Entwicklung einer Herdenimmunität, verbietet sich bei hochvirulenten Erregern wie etwa dem Ebolavirus mit einer Letalität von über 50 % oder dem Gelbfiebervirus mit einer Letalität von ca. 25 % von selbst. Zu diesen hochvirulenten Erregern zählt das Sars-CoV-2 Virus mit einer Letalität von ca. 3,5 % nicht. 3 4

Die diesbezügliche statistische Datenlage ist aufgrund zahlreicher geschätzter und bislang nur zu schätzender Parameter nicht eindeutig. So liegen hinsichtlich der tatsächlichen Anzahl erkrankter Menschen, unabdingbar für die reale Bestimmung der Letalität, keine verlässlichen Daten vor. Diese Tatsache kann nicht Anlass geben zu einer Bagatellisierung der Situation. Ein Spekulieren auf die Entwicklung einer Herdenimmunität, welche in kontrollierter Geschwindigkeit erfolgen müsste, um die Gesundheitssysteme weltweit nicht zu überfordern, verbietet sich allein schon wegen des Fehlens von weltweiten Gesundheitssystemen, die diesen Namen verdienen.

Kommen wir zur Corona-Warn-App. Smartphones mit dieser App schätzen anhand der Stärke des Bluetooth-Signals den Abstand zueinander. Insgesamt etwa 20 Prozent der Begegnungen werden falsch klassifiziert. Es kommt zu falsch-positiven Meldungen, wenn die Personen mit den Smartphones durch eine dünne Wand oder Glasscheibe getrennt sind, welche die App nicht zu registrieren vermag. Die Apps der Geräte registrieren dies als kritischen Kontakt, obwohl die Wand bzw. Glasscheibe eine Übertragung des Virus verhindert. Zu falsch-negativen Meldungen kann es beispielsweise kommen,… wenn die Smartphones durch die Benutzer so mitgeführt werden, dass das Bluetooth-Signal auf dem Weg zum empfangenden Smartphone beispielsweise den Körper der Besitzer oder eine Tasche passieren muss. Schließlich kann die App nicht erfassen, ob eine Begegnung unter Bedingungen erfolgt, welche die Erregerübertragung erschweren: unter freiem Himmel, in körperlicher Ruhe und bei ruhiger Luft. Das Risiko wird dagegen erhöht beispielsweise in einem geschlossenen Raum (Restaurant, Verkehrsmittel) und durch eine Luftströmung von der infektiösen zur Kontaktperson (Ventilator, ungeeignete Umluft-Klima-Anlage). Auch sind die beim Ausatmen verteilten Aerosole bei lautem Sprechen, Singen und Sport zahlreicher und werden weiter verteilt. (Wikipedia). Auch ein für die Aktivierung der App zu kurzer Kontakt kann einen Virusübertrag bewirkt haben. Hinzu kommt noch eine Vielzahl technischer Einschränkungen und Mängel (40 % der Bevölkerung, darunter gerade die Hochrisikogruppe älterer Menschen, verfügt nicht über ein kompatibles Endgerät), die die Warn-App zu einem wenig geeigneten Mittel der Viruseindämmung, geschweige denn der Viruselimination macht. Vielfach angeführte Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes sind zwar grundsätzlich verständlich aber seitens derjenigen, die ansonsten gedanken- und bedenkenlos ihre komplette Kontakt- und Bewegungsprofile an die sogenannten „sozialen“ Medien preisgeben, ausgerechnet in diesem Fall eingebracht, ein glatter Witz.

Ein weiteres alle Welt umtreibendes Thema ist die Entwicklung eines adäquaten Impfstoffs. Spekulationen um diesbezügliche Termine überschlagen sich. Dabei sollte es doch einer ernsthaften Untersuchung klar sein, dass sich derartiges verbietet. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, solche Termine seriös anzugeben. Der Erfolg der Impfstoffentwicklung an sich steht in den Sternen. Wie lange etwa wurde bislang erfolglos an einem Impfstoff gegen das HI-Virus geforscht? Und gerade bei übereilt eingeführten und somit wenig geprüften Impfstoffen ist die Risikobeurteilung aus naheliegenden Gründen hoch und entsprechend die Skepsis solchen Impfstoffen gegenüber nicht unbegründet. Wasser auf die Mühlen notorischer Impfgegner. Insofern relativiert sich die allgemein geäußerte große Erwartung in die schnelle Entwicklung eines wirklich brauchbaren, nebenwirkungs­armen Impfstoffs erheblich.

Verbleibt die Debatte um die Quarantäne bzw. die Massenquarantäne, den Lock down. Die Unterbrechung der Infektionsketten mittels sogenannter Quarantänemaßnahmen ist keine Erfindung der Moderne, sondern eine lang bekannte und anerkannte, aufwändige, aber sehr wirksame Methode. Der Begriff bezieht sich wohl auf den antiken griechischen Arzt Hippokrates, der 40 Tage als Wendepunkt einer Erkrankung angab. Die Quarantäne ist eine sehr aufwendige, gesellschaftlich einschnei­dende, aber sehr wirksame infektionshygienische Maßnahme, die insbesondere bei hochansteckenden Krank­heiten mit hoher Sterblichkeit angewendet wird. Die Zeitdauer der Quarantäne richtet sich nach der Inkubationszeit der vermuteten Krankheit. Solange keine zuverlässigen Nachweistests verfügbar sind, ist eine Quarantänedauer von zwei Inkubationszeiten sinnvoll. Die Erkrankten sind von medizi­nischem Personal zu versorgen, welches mit adäquaten Schutzmaßnahmen und Vorrichtungen auszustatten ist. Ein anderes Vorgehen wäre dem betroffenen Personal gegenüber unverant­wortlich und einer Viruseindämmung abträglich. Und doch war ein solch unverantwortliches Vorgehen in den Märzwochen dieses Jahres vielerorts so auch in Ländern der EU traurige Praxis. Der Haupteffekt der Quarantäne besteht in einer Unterbrechung sämtlicher Infektions­ketten durch Isolierung der Erkrankten und aller mit ihnen in Kontakt gestandenen Personen. Sollten die Infektionsketten nicht mehr nachvollziehbar sein, erfordert eine solche Situation den Lock down, also die Massenquarantäne. Derartige Maßnahmen ermöglichen nicht nur Virusein­dämmung, sondern im Optimalfall vollständige und definitive Viruselimination. Eine Voraussetzung vollständiger Viruselimination besteht allerdings im Fehlen (symptomloser) Dauerausscheider. Eine Virusdauerausscheidung ist nach allem Dafürhalten bei Sars-CoV-2 nicht gegeben. Erschwert wird die komplette Viruselimination außerdem durch das Phänomen der Zooanthroponose, der Erregerüber­tragung von Tier auf den Mensch. Auch eine Zooanthroponose bestätigte sich entgegen anfänglichen Vermutungen bislang bei Sars-CoV-2 nicht, glück­licher­weise ebenso wenig wie die anfangs befürchtete hohe Sterblichkeit. Nichts­desto­weniger waren die Lockdownmaßnahmen angesichts der unwägbaren Informationslage gerechtfertigt. China erreichte in den betroffenen Provinzen mittels konsequent durchgeführter Quarantäne- bzw. Lockdownmaßnahmen eine (temporäre) Viruselimination. Nur temporär deshalb, weil es in der Folge es zu erneuten externen Viruseinbringungen kam. Neuseeland ist bislang, Stand Mitte August 2020, seit über 100 Tagen virusfrei. Grundsätzlich sind durch rechtzeitig durch­geführte und räumlich adäquat dimensionierte Lockdown­maßnahmen regionale Epidemien einzudämmen und somit das Entstehen von Pandemien überhaupt zu verhindern. Liegt bereits eine Pandemie vor, ergibt sich die Notwendigkeit weltweit koordinierten Vorgehens. Ohne eine solche weltweite Abstimmung sind begrenzte Erfolge der Viruselimination wie die Chinas und Neuseelands beständig gefährdet. Das Vorgehen ist nicht allein weltweit zu koordinieren, sondern zugleich sind die Maßnahmen gut vorbereitet und wohlorganisiert einzuleiten. Dies impliziert eine umfassende Gewährleistung jeglicher materieller Versorgung der betroffenen Bevölkerung, umfassende Bereitstellung ausreichender Schutzvor­kehrungen für das behan­delnde medizinische Personal sowie für sämtliche anderen gesell­schaftlich unverzichtbaren und während des Lockdown aufrecht zu haltenden Tätigkeiten.

Die weltgesellschaftliche Realität

Unter einer Pandemie versteht man eine sich schnell ausbreitende, Kontinente übergreifende Infektions­­krankheit. Jede Pandemie beginnt zunächst als regionales Geschehen, als Epidemie. Folglich sind konsequent durchgeführte regionale und zeitlich auf zwei Inkubationszeiten ausgedehnte Lockdownmaßnahmen in der Lage, eine Pandemie zu verhindern. Das Vorliegen einer Pandemie erfordert ein solches Vorgehen im weltweiten Maßstab. Um der aktuellen Sars-CoV-2 Pandemie zu begegnen, wäre also ein erneuter weltweiter Lockdown zielführend. Bei mittlerweile gut einschätzbarer Inkubationszeit von ca. 5-6 Tagen betrüge die Lockdowndauer maximal 3 Wochen. Der Termin des Beginns der weltweiten Maß­­nahmen ist festzulegen, sagen wir 1. Oktober. Die Weltgesellschaft könnte Vorfeld alle Maßnahmen sowie die Versorgung koordinieren und jeder Mensch in Ruhe alle notwendigen persönlichen Vorbereitungen treffen. Ein Begleiteffekt eines solchen drei­wöchigen Lock­downs wäre die Eindämmung einer Vielzahl weiterer Infektionskrankheiten. Wäre ein solches Vorgehen grundsätzlich möglich? Zweifelsohne. Die gegebenen materiellen Möglichkeiten der Mensch­heit stehen derartigen Maßnahmen nicht entgegen. Die Versorgung der Mensch­heit mit Lebensmitteln im weitesten Sinn könnte längst -unabhängig von der Pandemie- gewährleistet werden. Ernährung, Wohnraum, Kleidung, medizinische Versor­gung, falls noch nicht ausreichend vorhanden, wäre mit geringem Aufwand bereitzustellen, mit geringerem Auf­wand jedenfalls als der des kompletten militärisch-industriellen Kom­plexes. Zur Unterbringung obdachloser Menschen könnten für die Dauer des Lockdowns ohnehin ungenutzte Hotels herangezogen werden. Was der effektiven Umsetzung der Lockdown­maßnahmen im Wege steht, sind die weltweit unsäglichen Arbeits- und Lebensbedingungen, aktuell skandalisiert in der hiesigen Fleischindustrie. Was der für den Pandemiefall notwendigen Vorhaltung medizinischer Materialien, Krankenhausintensivbetten etc. im Wege steht, ist allgemein deren Waren­form, verstärkt durch Privatisierung des Gesundheitswesen, welchem die für Pandemie­n vorzuhaltende und somit im Normalfall ungenutzte Bettenkapazität zwangsläufig als nicht amortisierbare Kosten gelten. Wird nun, um im Krisenfall die Versorgung zu gewährleisten, der Aufbau der Intensivbettenkapazität subventioniert, -so geschehen in Deutschland, wo der Staat für jedes zusätzliche Intensivbett den Krankenhäusern 50.000 Euro zahlte, um dadurch rund 40.000 neue Intensivbetten bereitzustellen- passiert das, was zwangs­läufig in einer Gesellschaft der Konkurrenz passieren muss. Das Geld wurde kassiert, aber rund 7.300 Betten existieren lediglich auf dem Papier. Ohne Zweifel ein Fall von Betrug, jedoch mangels Kontrolle eine übliche Praxis. Stellt sie doch bei Erfolg einen unzweifelhaften Wett­bewerbs­vorteil dar. Grundsätzlich führt ein Lock­down zur Drosselung der Produktion selbst und zu Einschränkungen insgesamt der Waren- und Kapitalströme, obschon wohlvorbereitet, koordiniert und zeitlich befristet nicht in dem Ausmaß wie der erste, zunächst verzögerte und dann völlig überstürzt durchgeführte Lock­down. Die Drosselung der Produktion, der Waren- und Kapitalströme vollzieht sich innerhalb der gesellschaftlichen Verfasstheit der Konkurrenz. Letztlich getrieben von deren Unerbitt­lichkeit sucht jeder Standort, jede Nation seinen/ihren Vorteil. Und damit sind wir beim Haupthindernis eines stofflich vernünftigen, aber nur, weltweit koordiniert, Erfolg versprechenden Lockdowns, der geistigen Verfasstheit der Menschheit in der Konkurrenz. Das Wahnhafte dieser geistigen Verfasstheit manifestiert sich in Verschwörungstheorien jeglicher Gestalt. Ihr Spektrum ist weitgefächert. Es umfasst Leugnung oder Verharmlosung der Pandemie, am prominentesten verkörpert im derzeitigen Vertreter des oval Office, der gerne auch mal abrupt wechselt zu dystopischer Paranoia, in welcher China die Rolle des universellen Bösewichts zugewiesen wird. Eine solche Personage wie die des US-, des brasilianischen und zahlreicher anderer sogenannter Präsidenten sagt einiges über den Geistes­zustand einer Menschheit, die in überholten Denkstrukturen befangen ist. Zu den Verschwörungstheorien gehört auch, die weitgehend sinnvollen Maßnahmen zur Pandemieeindämmung als Inszenierung des Ausnahmezustands, als Installation des Kriegs­rechts misszuverstehen. Wer solches behauptet, verkennt zunächst den durchaus repressiven Charakter der Demokratie selbst. Demokratie ist die adäquateste Herrschaftsform des von den Menschen verinnerlichten Kapitalfetischs (Marx). Ausnahmezustand, Kriegsrecht sind darin immer schon vorgesehen, im Übrigen auch juristisch kodifiziert. Ausnahmezustand und Kriegsrecht sind aber kein Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck der Bekämpfung gesellschaftlicher Prozesse, die der herrschenden „Ordnung“ zuwider laufen. Die Ausrufung nicht eines einzigen Ausnahmezustands, die Installation nicht eines Militärregimes, auch nicht einer faschistischen Diktatur bedurfte bislang der Legitimation durch eine Pandemie. Legitimation war schon immer und ist die Wahrung der „Ordnung“, die den meisten Menschen noch immer ungeachtet des damit verknüpften Irrsinns als selbstverständlich und naturgegeben erscheint. Es ist so, als bestünde ein selbstauferlegtes Denkverbot über diese „Ordnung“ hinaus.

Betrachten wir die jüngsten Ereignisse in den USA. Wurde der Ausnahmezustand, wurde die Verhängung der Ausgangssperren mit der Pandemie begründet? Nein, allein die Tatsache der antirassistischen Proteste und Aufstände nach der Tötung des Afroamerikaners George Floyd begründete die Ausrufung des Ausnahmezustands. Das triftigste Argument der Inszenierung des Ausnahmezustands ist und bleibt die Wahrung der „Ordnung“, law and order oder präziser: Die Verteidigung und Durchsetzung warenförmiger Vergesellschaftung. Darin sind sich sämtliche Apologeten des Kapitals jedweder ideologischer Provenienz, von liberal bis faschistisch, einig. Dafür braucht es keinen Begründungszusammenhang Pandemie.




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